Full text: Neuere Geschichte (Theil 3)

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regten Forderung, ein Concil zu veranstalten, auszuweichen wußte, von 
glühendem Hasse gegen die evangelische Lehre und deren Bekenner erfüllt 
war und jede friedliche Ausgleichung der streitigen Religionssache zu ver¬ 
hindern suchte. Um sich den Schein zu geben, als ob es ihm mit der 
Conciliensache ein Ernst sei, sandte er nicht blos seinen Legaten Verge- 
ri us nach Deutschland, der die Veranstaltung des Concils in solcher Weise 
betreiben sollte, daß es in Mantua gehalten würde und der Papst als 
Ankläger und Richter zugleich auftreten müßte, sondern er schrieb auch das 
Concil wirklich in jene Stadt aus, wo es im Mai 1537 eröffnet werden 
sollte. So wenig die evangelischen Reichsfürsten von dem Comödienspiele 
des Papstes in dieser Sache etwas Gutes erwarteten, veranstalteten sie 
doch eine Berathung zu Schmalkalden und der Kurfürst Johann 
Friedrich trug Luthern aus, die evangelischen Glaubensartikel noch 
einmal zusammen zu stellen, damit man wisse, „wenn es zur Handlung 
käme, was und wiefern man könne den Papisten weichen, und auf welchen 
Punkten man endlich zu bleiben und zu verharren gedächte." Die Artikel, 
die Luther auf dem Fürsteuconvente in Schmalkalden vorlegte (Febr. 1537), 
sind die berühmten „ S chm alkaldisch en Artikel," die im Ausdrucke 
stärker und kräftiger waren, als die Augsb. Confession und Apologie, und 
ganz besonders das Bestehen des päpstlichen Stuhles nach göttlichem und 
menschlichem Rechte als ungegründet und überhaupt an sich als unnöthig 
darlegten. Luther bemerkte in dieser Beziehung sehr treffend: „Die 
Kirche kann nimmermehr besser regiert und erhalten werden, denn daß wir 
alle unter einem Haupte Christo leben, und die Bischöfe, alle gleich nach 
dem Amte, zusammenhalten in einträchtiger Lehre, Glauben, Sacramenten, 
Gebeten und Werken der Liebe." Mit dem päpstlichen Legaten Vorstius, 
der besonders an den Kurfürsten von Sachsen geschickt worden war, machte 
der kaiserliche Vicekanzler Held gemeinsame Sache; indem aber die Fürsten 
zu Schmalkalden die Ucberzeugung gewonnen hatten, daß die Conciliensache 
zwischen dem Papste und dem Kaiser bereits abgeredet und bestimmt war, 
lehnten sie die Theilnahme am Concil geradezu ab. Jetzt suchte Held Ma߬ 
regeln der Gewalt gegen die Schmalkaldischen Bundesfürsten hervorzurufen. 
Er reiste deshalb an die meisten römisch-gesinnten Höfe, verstärkte hier das 
Mißtrauen gegen jene Fürsten und stiftete unter den heftigsten Feinden der 
Protestanten einen Gegenbund, der den Namen „der heilige Bund" 
erhielt (1538). War dadurch die Gefahr der Evangelischengesteigert wor¬ 
den, so wurde sie doch auf der anderen Seite auch dadurch wieder vermin¬ 
dert, daß sich jetzt die Schweiz mit Deutschland vereint den Widersachern 
gegenüberstellte, außerdem war es der vermittelnden Thätigkeit der Straßburgi¬ 
schen Reformatoren Martin Bucer und Wolfgang Capito gelungen, 
die sogenannte „Wittenberger Concordie" zu Stande zu bringen, 
durch welche wenigstens gerade jetzt der Sacramentsstreit und hiermit die 
Trennung zwischen den deutschen und schweizerischen Theologen des evan¬
	        
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