Full text: Neuere Geschichte (Theil 3)

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300,000 Ducaten, die sie dem Könige Philipp II. von Spanien geliehen 
hatte, waren für ihre Familie verloren, denn sie wurden nie zurückerstattet. 
Indessen hatte die Reformation in Polen so überhand genommen, 
daß die Hälfte der Senatoren, mehr als die Hälfte des gesammten Adels 
sich theils zu Luther's, theils zu Calvin's Lehre bekannte; ja sogar 
die nirgends geduldeten Sozi an er fanden hier eine Zuflucht und zahl¬ 
reiche Anhänger unter den Einheimischen. Hätte Siegmund Anglist 
die Neigung der Nation zur Glaubensbefreiung benutzt, so hätte sein Reich, 
gehoben von der Bildung lmd Betriebsamkeit, die überall der Reformation 
auf dem Fuße folgte, jetzt eine Macht im Osten Eliropa's begründen können, 
wie im Westen England sie bereits zu schaffen begann. Allein bei Sieg¬ 
mund August zeigten sich nach dem Tode seiner geliebten Barbara 
deutlich die Folgen einer verfehlten Erziehung. Er hatte sich zwar mit 
der Erzherzogin Katharina von Ocstreich vermählt, aber diese war 
kränklich und bis zum Unerträglichen launisch. Weil sie ihm sein Haus 
verleidete, suchte er außer Hause alle Arten von Zerstreuungen. Sie ver¬ 
ließ endlich Polen und Siegmund gefiel sich nun wieder, wie in seinen 
Jugendjahren, in den Gemächern der Frauen; leider wählte er nicht immer 
die besten zu seinem Umgänge. War jedoch der Ton in diesen Gesellschaften 
leichtfertig und nicht immer eines Königes würdig, so kann es zur Ehre der 
polnischen Frauen gerühmt werden, daß sie, bei freieren Sitten und hei¬ 
terem Spiele des Lebens, weder Herrschsucht noch Habsucht unter sich auf- 
kommen ließen, den Ernst der Politik, Unduldsamkeit und Bigotterie aus 
ihrem Kreise verbannten. So waren die Verhältnisse in Polen, als König 
Siegmund August im I. 1572 mit Tode abging, der letzte Jagel- 
lone, ohne Erben, außer 5 Schwestern, der Hedwig, Kurfürstin von 
Brandenburg, Isabelle, Zapolsky's von Ungarn Witwe, Sophia, Her¬ 
zogin von Braunschweig, Katharina, Gemahlin König Johann's III. von 
Schweden, und Anna, die noch unvermählt und bei dem Tode ihres 
Bruders 48 Jahre alt war. 
§. 16. Dänemark, Schweden und Norwegen. 
Obgleich die Reformation auch in mehren außerdeutschen Ländern mit 
unbeschreiblichem Eifer ergriffen und angenommen wurde, konnte sie doch 
dort keinen festen Fuß fassen, weil außer Deutschland kein Landesfürst geneigt 
war, sie selbst anzunehmen. Dieß geschah jetzt und zuerst nur in Schweden, 
diesem nordischen Reiche, das noch immer die alte gothische Sprache und 
alte deutsche Sitte bewahrte. Dieses Reich war seit den Zeiten der be¬ 
rühmten Margaretha mit Dänemark und Norwegen unter einem Könige 
vereinigt. Allein die freiheitsliebenden Schweden waren häusig mit den 
ausländischen Königen, die als geborene Dänen gewöhnlich in Dänemark 
residirten, unzufrieden und wählten sich aus ihrer Mitte Reichsverweser.
	        
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