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dieser Verwirrung versammelte sich der Landadel zu Wad sie na, und
übertrug die Verwaltung des Reiches dem Helden Gustav Wasa. Als
Christian von diesen Dingen hörte, gerieth er in den heftigsten Zorn.
Er sandte eine Flotte nach Stockholm, allein die Lübecker erschienen mit
ihren Schissen in dem bottnischen Meerbusen und machten den Dänen zu
schassen. Gustav trieb darauf mit seinem Heere, das nun auch durch den
Adel und viele tapfere Ritter verstärkt worden war, alle Dänen aus den festen
Plätzen, und im I. 1523 versammelte sich wieder ein Reichstag zu Streng -
naes, worauf der neugewählte Erzbischof Knud den Vorschlag that, Gu¬
stav Wasa zum Könige auszurufen, indem auch in Dänemark ein Auf¬
stand ausgebrochen war und Christian II. flüchtig nach Holland entweichen
mußte. Noch zu Strengnaes empfing Gustav Wasa den Huldigungseid
aller Stände und eilte dann in's Lager vor Stockholm, das alsobald dem
neuen Könige die Thore öffnete. Die erste Sorge Gustav's ging dahin,
seinem Reiche Festigkeit zu geben. Da er den Schatz leer fand und Vieles
an die Lübecker zu zahlen hatte, verlangte er von den Bischöfen alles entbehr¬
liche Silbergeräth als Darlehn. Diese aber schlugen die Forderung ab, und
einige nannten den König laut und öffentlich einen Kirchenräuber. Als Gustav
Wasa sah, wie vieles Volk in Schweden über die Macht der Priester,
von denen es -sehr bedrückt wurde, aufgebracht war, nahm er selbst die
evangelische Lehre Luther's in Schutz und machte bekannt, daß er das Land
von der Last müßiger Mönche befreien wolle, um ihre Güter zum Wohle
des Staates zu verwenden. Auf dem Reichstage zu Westeras bekannte
er sich öffentlich für die verfolgte Lehre und forderte die Bischöfe auf, die
widerrechtlich besessenen Krongüter zurück zu geben, damit dem Volke die
schweren Abgaben erleichtert würden. Als hierzu die Stände voller Be¬
stürzung schwiegen, glaubte er, daß das Königthum zu schwach sei, um
die entstandenen Unruhen zu dämpfen; er erklärte daher, er werde die Krone
niederlegen, weil er nicht über Menschen herrschen wolle, die lieber in Skla¬
venketten als in Freiheit lebten. Dadurch erlangte er, was er forderte,
denn der Reichstag faßte nun den Beschluß, daß die bischöfliche Gewalt
aufgehoben und das Wort Gottes in der Muttersprache gepredigt werde.
Die Bischöfe mußten sich in ihr Schicksal ergeben und äußerten: „Wir
sind zufrieden, wie reich oder arm uns Seine Gnaden der König haben
will." Das Volk war aber noch immer geneigt, jede Aenderung in kirch¬
lichen Dingen als einen Abfall vom Christenthume zu betrachten. Gustav
wollte daher zuvor für den Unterricht des Volkes gesorgt und bis dahin
jede Veränderung ausgesetzt wissen. Wohl faßte darauf eine Versammlung
von Geistlichen zu Oerebro geeignete Beschlüsse, indeß gelang es nur
mit Mühe, ihnen einigen Eingang zu verschaffen, ja im I. 1542 erhob
sich selbst eine gefährliche Empörung, die mit Waffengewalt gedämpft wer¬
den mußte. Gustav Wasa hat 10 Jahre lang höchst wohlthätig für sein
Land regiert, trotz dem, daß er dabei noch häusig in Krieg mit Dänemark