Full text: Neuere Geschichte (Theil 3)

71 
dieser Verwirrung versammelte sich der Landadel zu Wad sie na, und 
übertrug die Verwaltung des Reiches dem Helden Gustav Wasa. Als 
Christian von diesen Dingen hörte, gerieth er in den heftigsten Zorn. 
Er sandte eine Flotte nach Stockholm, allein die Lübecker erschienen mit 
ihren Schissen in dem bottnischen Meerbusen und machten den Dänen zu 
schassen. Gustav trieb darauf mit seinem Heere, das nun auch durch den 
Adel und viele tapfere Ritter verstärkt worden war, alle Dänen aus den festen 
Plätzen, und im I. 1523 versammelte sich wieder ein Reichstag zu Streng - 
naes, worauf der neugewählte Erzbischof Knud den Vorschlag that, Gu¬ 
stav Wasa zum Könige auszurufen, indem auch in Dänemark ein Auf¬ 
stand ausgebrochen war und Christian II. flüchtig nach Holland entweichen 
mußte. Noch zu Strengnaes empfing Gustav Wasa den Huldigungseid 
aller Stände und eilte dann in's Lager vor Stockholm, das alsobald dem 
neuen Könige die Thore öffnete. Die erste Sorge Gustav's ging dahin, 
seinem Reiche Festigkeit zu geben. Da er den Schatz leer fand und Vieles 
an die Lübecker zu zahlen hatte, verlangte er von den Bischöfen alles entbehr¬ 
liche Silbergeräth als Darlehn. Diese aber schlugen die Forderung ab, und 
einige nannten den König laut und öffentlich einen Kirchenräuber. Als Gustav 
Wasa sah, wie vieles Volk in Schweden über die Macht der Priester, 
von denen es -sehr bedrückt wurde, aufgebracht war, nahm er selbst die 
evangelische Lehre Luther's in Schutz und machte bekannt, daß er das Land 
von der Last müßiger Mönche befreien wolle, um ihre Güter zum Wohle 
des Staates zu verwenden. Auf dem Reichstage zu Westeras bekannte 
er sich öffentlich für die verfolgte Lehre und forderte die Bischöfe auf, die 
widerrechtlich besessenen Krongüter zurück zu geben, damit dem Volke die 
schweren Abgaben erleichtert würden. Als hierzu die Stände voller Be¬ 
stürzung schwiegen, glaubte er, daß das Königthum zu schwach sei, um 
die entstandenen Unruhen zu dämpfen; er erklärte daher, er werde die Krone 
niederlegen, weil er nicht über Menschen herrschen wolle, die lieber in Skla¬ 
venketten als in Freiheit lebten. Dadurch erlangte er, was er forderte, 
denn der Reichstag faßte nun den Beschluß, daß die bischöfliche Gewalt 
aufgehoben und das Wort Gottes in der Muttersprache gepredigt werde. 
Die Bischöfe mußten sich in ihr Schicksal ergeben und äußerten: „Wir 
sind zufrieden, wie reich oder arm uns Seine Gnaden der König haben 
will." Das Volk war aber noch immer geneigt, jede Aenderung in kirch¬ 
lichen Dingen als einen Abfall vom Christenthume zu betrachten. Gustav 
wollte daher zuvor für den Unterricht des Volkes gesorgt und bis dahin 
jede Veränderung ausgesetzt wissen. Wohl faßte darauf eine Versammlung 
von Geistlichen zu Oerebro geeignete Beschlüsse, indeß gelang es nur 
mit Mühe, ihnen einigen Eingang zu verschaffen, ja im I. 1542 erhob 
sich selbst eine gefährliche Empörung, die mit Waffengewalt gedämpft wer¬ 
den mußte. Gustav Wasa hat 10 Jahre lang höchst wohlthätig für sein 
Land regiert, trotz dem, daß er dabei noch häusig in Krieg mit Dänemark
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.