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tische, als auch eine kirchliche Partei; in jener Beziehung hielt sie sich zu
den Bourbons, in dieser zu Calvin's Lehre. Die Verhältnisse gestatteten
indeß der Katharina nicht, sogleich in ihrem Sinne gegen die Refor-
mirten zu handeln. Jetzt starb aber König Franz und ihm folgte der
zweite Sohn Heinrichs II., der zehnjährige Karl IX. (1560 — 1574), in
der Regierung, die Katharina fortführte. Sie zog sich von den Guisen
ein wenig zurück, ja sie veranstaltete selbst zur Aussöhnung der sich schroff
gegenüberstehenden Religionsparteien ein Religionsgespräch zu Poissy (1561),
welches zwar erfolglos blieb, doch erlangten die Resormirten bald darauf
durch den edlen Kanzler de l'Hopital wenigstens so viel, daß sie nicht
mehr mit dem Tode, sondern nur mit Landesverweisung bestraft werden
durften und daß es ihnen erlaubt sein sollte, außerhalb der Stadtmauern
Gottesdienst zu halten. Bald gab aber eine Gewaltthat das Zeichen zum
Bürgerkrieg. Der Herzog Franz von Guise zog durch die kleine Stadt
Vassy, als eben die Hugenotten Gottesdienst in einer Scheune hielten.
Einige von seinen Leuten singen Händel mit den Hugenotten an, wobei
diese mit Steinwürfen sich vertheidigten. Darauf fiel der Herzog mit sei¬
nem Gefolge über die wehrlosen Hugenotten her, mordete gegen 60 und
verwundete noch eine viel größere Anzahl derselben. Jetzt galt es nun,
Gewalt mit Gewalt zu vertreiben; die Feindschaft zwischen den Guisen und
Bourbons brach in offene Kriege aus, und mehre Jahre hindurch wüthete
der Bürgerkrieg in Frankreich.
Lib. 183, in Lib. XXIV. Pag. 472 (Ed. Francofurti apud Petr. Kopffium ohne
Jahreszahl). Beide waren Zeitgenossen der oben geschilderten Ereignisse und Beide
stimmen in ihrer Angabe über die Entstehung des Namens „Hugenotten" vollkom¬
men überein (s. Beza I. Pag. 269). Sie erzählen: Beinahe durch alle Städte des
Königreiches herrschte die Meinung, daß gewisse Geister ihr Fegfcuer aus dieser
Welt hätten und des Nachts durch die Straßen zögen, indem sie Jeden, dem sie
begegneten, stießen und schlügen. Für diese Geister gab es besondere Namen; Paris
hatte seinen Knecht Ruprecht, Orleans das Maulthier Odet, Tours seinen König
Hugo, der des Nachts um die Zwinger der Stadt reiten und die Leute, welche
ihm begegneten, schlagen und stoßen sollte. Man nannte zuerst die Lutheraner in
Tours nach dem Könige Hugo, weil sie zur Nachtzeit an denselben Orten, an
welchen der gespenstige König Hugo sich sehen ließ, zusammen kamen, um die Pre¬
digt zu hören, zu beten und das h. Abendmahl zu feiern, denn am Tage zusam¬
menzukommen , war ihnen nicht gestattet. Nach dem Volksglauben gaben sie also
keine Furcht vor solchen Geistern zu erkennen. Das Volk nannte aber dann über¬
haupt alle Protestanten „Hugenotten", gleich als ob die Protestanten zur Schaar
lenes Königes Hugo gehörten. — Beza und de Thou bemerken noch, daß die
Bezeichnung „Hugenotten" ein verächtlicher und lächerlicher Name für die Prote¬
stanten sein sollte. Der Vicomte de Tavannes gibt in dem Leben seines Vaters
die Ableitung von Eidgnots an, wäre sie aber historisch, so würde sie von
Beza und de Thou gewiß berücksichtigt und nicht in ganz anderer Weise gegeben
worden sein. -
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