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nichts vernahm er als das hohle Echo 
längs der hohen schwarzen Felsenwände. 
Ängstlich ging er bis zur zwölften 
Stunde, 
wo er an dem Fuß des nächsten Berges 
noch ein kleines schwaches Licht erblickte. 
Furcht und Freude schlug in seinem 
Herzen, 
und er faßte Mut und nahte leise. 
„Wer ist draußen?" sprach mitSchreckeus- 
tone 
eine Stimme tief her aus der Hohle, 
und ein Mann trat aus der kleinen 
Wohnung. 
„Freund, im Walde hab' ich mich ver¬ 
irret", 
sprach der Europäer, furchtsam schmei¬ 
chelnd; 
„gönnet mir, die Nacht hier zuzu¬ 
bringen, 
und zeigt nach der Stadt, :ch werd' Euch 
danken, 
morgen früh mir die gewissen Wege!" 
„Kommt herein", versetzt' der Unbe¬ 
kannte, 
„wärmt Euch; noch ist Feuer in der 
Hütte." 
Und er führt ihn auf das Binsenlager, 
schreitet finster trotzig in den Winkel, 
holt den Rest von seinem Abendmahle, 
Hummer, Lachs und frischen Bären¬ 
schinken, 
um den späten Fremdling zu bewirten. 
Mit dem Hunger eines Weidmanns speiste 
festlich, wie bei einem Klosterschmause, 
neben seinem Wirt der Europäer. 
Fest und ernsthaft schaute der Hurone 
feinem Gaste spähend auf die Stirne, 
der mit tiefem Schnitt den Schinken 
trennte, 
und mit Wollust trank vom Honigtranke, 
den in einer großen Muschelschale 
er ihm freundlich zu dem Mahle reichte. 
Eine Bärenhaut auf weichem Moose 
ward des Pflanzers gute Lagerstätte, 
und er schlief bis in die hohe Sonne. 
5. Wie der wilden Zone wild'ster Krieger, 
schrecklich, stand mit Köcher, Pfeil und 
Bogen 
der Hurone jetzt vor seinem Gaste 
imb erweckt' ihn, und der Europäer- 
griff bestürzt nach seinem Jagdgewehre; 
und der Wilde gab ihm eine Schale, 
angefüllt mit süßem Morgentranke. 
Als er lächelnd seinen Gast gelabet, 
bracht' er ihn durch manche langeWindung, 
über Stock und Stein, durch Thal und 
Bäche, 
durch das Dickicht auf die rechte Straße. 
Höflich dankte fein der Europäer, 
finsterblickend blieb der Wilde stehen, 
sahe starr dem Pflanzer in die Augen, 
sprach mit voller, fester, ernster Stimme: 
„Haben wir vielleicht uns schon gesehen?" 
Wie vom Blitz getroffen, stand der Jäger, 
und erkannte nun in seinen: Wirte 
jenen Mann, den er vor wenig Wochen 
in den Sturmwind aus dem Hause jagte, 
stamnlelte verwirrt Entschuldigungen. 
Ruhig lächelnd sagte der Hurone: 
„Seht, Ihr fremden, klugen weißen Leute, 
seht, wir Wilden sind doch bess're Men¬ 
schen!" 
Und er schlug sich seitwärts in die Büsche. 
Seume. 
74. Die drei Indianer am Niagara. 
1. Mächtig zürnt der Himmel in: Ge- 
lvitter, 
schmettert manche Rieseneich' in Splitter, 
übertönt des Niagara Stin:me, 
und mit seiner Blitze Flammenruten 
peitscht er schneller die beschäumten 
Fluten, 
daß sie stürzen mit empörtem Grimme. 
2. Indianer steh':: an: lauten Strande, 
lauschen nach dem wilden Wogenbrande, 
nach des Waldes bangem Sterbgestöhne: 
Greis der eine, mit ergrautem Haare, 
aufrecht überragend seine Jahre, 
die zwei andern seine starken Söhne. 
3. Seine Söhne jetzt der Greis betrachtet, 
und sein Blick sich dunkler jetzt um¬ 
nachtet 
als die Wolken, die den Himmel 
schwärzen, 
und sein Aug' versendet wildre Blitze 
als das Wetter durch die Wolkenritze, 
und er spricht aus tiefempörten: Herzen: 
4. „Fluch den Weißen! ihren letzten 
Spuren! 
Jeder Welle Fluch, worauf sie fuhren, 
die einst, Bettler, unsern Strand er¬ 
klettert ! 
Fluch dem Windhauch, dienstbar ihrem 
Schiffe!
	        
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