Full text: Lehrbuch der allgemeinen Geschichte

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Mittlere G c sch i ch t t. 
einer Schlecht besiegt hatte, zur ewigen Gefangenschaft, 
und vereinigte die Normandie mit der Krone England. 
Nach Heinrichs I. Tode stritt sich dessen Tochter 
Mathilde, die Gemahlin Gottfrieds Plantage¬ 
net, Grafen von Anjou, achtzehn Jahre um den engli¬ 
schen Thron mit Stephan von Blois, Grafen von 
Boulogne und Montagne, welcher ein Sohn von Adel¬ 
heide, der Tochter Wilhelms dcS Eroberers, war. Auch 
dieser Thronfolgestreit war für die Großen vortheilhaft; 
Stephan von Blois ( 1136 - 1154) bestätigte den 
Freiheitsbrief feines Vorgängers, mit Zusätzen zum Be߬ 
ren der Geistlichkeit» Endlich ward Heinrich, der Sohn 
Mathildens und Gottfrieds Plantàgenet, von Stephan 
von Blois als Nachfolger anerkannt. 
Heinrich 11. (1154-118«)) war ein Herrscher von 
vortrefflichen Eigenschaften. Er theilte England in sechs 
Kreise, deren jeden jährlich drei königliche Richter bereisen soll¬ 
ten, uni an ff)rt und Stelle die Fälle zu entscheiden, welche 
vor das königliche Gericht gehörten. Die Großen, ob¬ 
wohl er ihnen den Freiheitsbrief Heinrichs Ï» bestätigte, 
hielt er in Schranken des Gehorsams. 'Auch schwächte 
er ihren kriegerischen Geist, indem er ihnen erlaubte, 
von persönlicher Dienstpflicht sich los zu kaufen. Eng¬ 
lands Gebiet war unter ihm sehr ausgedehnt. Außer 
der Normandie besaß er in Frankreich von seinem Va¬ 
ter die Grafschaften Anjou, Touraine und Maine, 
von seiner Gemahlin Eleonore aber das Herzogthum 
Guyenne und Poitou; auch war er durch Eroberung 
Herr von Z c la ndl»M^Nur der Kampf mit der Kirche 
und mit feinem eigenen Haufe verdunkelte den Glanz 
seiner Negierung» Er wollte die Rechte des Staats ge¬ 
gen die Kirche behaupten, aber hartnäckig widersetzte sich 
ihm Thomctö Becket, Erzbischof von Eanterbury; und 
als dieser endlich (117 0) seine Widersetzlichkeit mit dem 
Tode gebüßt hatte, gerieth der König in harten Streit 
mit dem Papste Alexander III., und konnte nur durch 
demüthigende Buße zur Aussöhnung mit der Kirche ge¬ 
langen» Noch trauriger waren die Kriege, welche er in 
den letzten achtzehn Zähren seiner Negierung mit seinen 
eigenen Söhnen zu führen hatte, und von welchen die
	        
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