Full text: Lehrbuch der allgemeinen Geschichte

Neuere Geschichte. 
1552 
stand ein mit schrecklicher Grausamkeit geführter, innerer 
Krieg in Polen. Die Fahnen der Heere dieses katholischen 
Bundes stellten Maria mit dem Jesuskinde vor; auf 
den Kleidern der Verbündeten waren, wie bei den Kreu- 
fahrern des Mittelalters, Kreuze gestickt; Siegen oder 
Sterben war ihr'Wappenspruch. Aufhebung des Königs 
3. November 1771, — Der russischen Übermacht war 
jedoch der catholische Bund nicht gewachsen. Auch aus dem 
Kriege, welcher im Jahre 17Ö8 zwischen Rußland und der 
Pforte ausbrach, erwuchs den Verbündeten kein Heil. 
Noch ehe dieser Krieg geendet war, hatte Polen ein Schick¬ 
sal betroffen, welches ganz Europa in Erstaunen setzte. 
Österreich, Preußen und Rußland hatten, wahrend die¬ 
ses russisch-türkischen Kriegs, bedeutende Theile von Polen an 
sich gerissen. Es waren deshalb am 25. Juch 1772 förmli¬ 
che Vertrage zwischen jenen drei Machten zu Petersburg un¬ 
terzeichnet worden. Man bestimmte darin die Granzen der 
Provinzen und Bezirke Polens, welche einem jeden der drei 
Höfe znfallen sollten, und leistete sich gegenseitig Gewähr 
für die neuen Erwerbungen. Rußland eignete sich das Land 
zwischen der Dwina, dem Dnieper und Drursch zu; Öster¬ 
reich das nachmalige Ost-Galizien und Ludomirien; Preu¬ 
ßen ganz Polnisch Preußen (außer Danzig und Thorn) und 
den Theil von Großpolen bis an die Netze. Im Septem¬ 
ber 17 72 wurden die Erklärungen Rußlands, Österreichs 
und Preußens zu Warschau übergeben, und bald darauf 
nahinen diese Machte Besitz von denjenigen Landern und 
Bezirken Polens, welche sie sich zugetheilt hatten. Bis da¬ 
hin war Polen ein Reich von ungefähr dreizehntausend vier¬ 
hundert geographischen Quadratmeilen gewesen; seitdem ' 
aber Rußland, Preußen und Österreich solche Theilung ge¬ 
macht hatten, blieben kaum noch zehntausend übrig. 
Vergebens rief der König die Höfe, welche für die 
Erhaltung Polens Gewähr geleistet hatten, um Hülfe und 
Schutz an; es blieb den Polen nichts anders übrig, als sich 
in Alles zu fügen, was die Höfe beschlossen hatten.
	        
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