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1) Anmerk. Dies wichtige Gesetz, wodurch die nach und nach entstandene Erb¬
lichkeit der Lehen gesetzlich wurde, bestimmte, daß jeder Vasall sein Lehen
auf seinen Sohn vererben dürfe; daß der Vasall nicht von seinem Lehns¬
herrn, sondern durch ein Gericht von Gleichen, je nach dem Range des An¬
geklagten, gerichtet werden solle; daß der Aftervasall das Recht habe, an den
Kaiser oder dessen Pfalzgrafen zu appelliren, wenn ibm sein Lehnsherr Un¬
recht thue.
2) An merk. G. A. H. Stenzel, Geschichte Deutschlands unter den frän¬
kischen Kaisern. 2 Bde. 1827 ff.
§. 60.
Heinrich III. (der Schwarze). 1039—1056.
1) Heinrich HL, der Schwarze genannt, von seiner ächt
deutsch gesinnten Mutter Gisela und dem gelehrten Bischöfe
Bruno'von Augsburg trefflich erzogen, regierte als einer der
tüchtigsten Könige der Deutschen mit ungewöhnlicher Kraft und
Einsicht. Ausgezeichnet durch persönliche Würde, rastlose Thätig-
keit und Frömmigkeit, schien er ganz geeignet, das Ziel seines
Hauses zu erreichen, Deutschland zu einer Erbmonarchie
unter einer kräftigen Königsmacht umzugestalten.
2) Solchen Plan verfolgte Heinrich in allen seinen Hand¬
lungen, und er hätte ihn bei längerem Leben erreichen mögen.
Daher begünstigte er den aufkeimenden Bürg erst and und die
kleineren Vasallen, und suchte die größeren auf ihre ursprüngliche
Bestimmung, Beamte des Reichs zu sein, zurückzuführen. Die
Herzogthümer Franken, Schwaben, Baiern, Kärnthen ließ
er lange unbesetzt, oder das herzogliche Amt wurde nur unter
großen Beschränkungen und abwechselnd an Grafen aus verschie¬
denen Häusern, auch an Bischöfe in ihren Territorien übertragen.
3) In Baiern kam die herzogliche Würde nach einander an
einen Grafen aus dem Hause Luxemburg, an einen rheinischen
Pfalzgrafen und nach dessen Entsetzung an des Königs eigene
Söhne. Das Herzogthum Kärnthen wurde zwar an' den in
Schwaben reich begüterten Grafen Welf vergeben, aber die
Steiermark, Krain und Istrien davon getrennt und eigenen Mark¬
grafen anvertraut. Herzog Gottfried von Niederlothringen,
der auch auf das obere Lothringen Ansprüche erhob, und dar¬
über mit König Heinrich in Streit gerietst, wurde in sichern Ver¬
wahr gebracht, und als er der Haft entlassen, von neuem sich
auflehnte, abgesetzt und gänzlich aus Deutschland verdrängt.
Ein so strenges Regiment hielt die deutschen Großen in Unter¬
würfigkeit, so lange es in einer so kräftigen Hand, wie die Hein¬
richs III. ruhte.
4) _ Nach Außen wurde das Ansehen und die Macht des Reichs
durch Heinrich III. nach allen Seiten zur Geltung gebracht. Herzog
Bretislaw von Böhmen, der gleich zu Anfang seiner Thron-
Beck, Deutsche Geschichte. I. 3. Ausl. 8