Full text: Geschichte des deutschen Volkes und Landes (Cursus 3, Abth. 1)

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Stande gekommen, erschienen die Einwohner der Stadt, die Geistlich¬ 
keit baarfuß, mit Kreuzen in den Händen, die Edlen mit bloßen 
(Schwertern auf dem Nacken, die Uebrigen mit Stricken, um den 
Hals, im Lager des Kaisers, und leisteten fußfällig diesem den Eid 
der Treue. Friedrich sprach jetzt freundlich zu ihnen und daß 
sie erkennen möchten, wie er leichter durch Gehorsam als durch 
Waffen zu besiegen sei. 
3) Kaiser Friedrich, der sich in Italien als den Nachfolger 
der alten römischen Imperatoren betrachtete, ließ nun durch vier 
Rechtsgelehrte2) aus Bologna mit 28 Richtern aus italienischen 
Städten auf einem großen Reichstage auf den ronkalischen 
Feldern nach den despotischen Bestimmungen des römischen 
Rechts den Umfang der kaiserlichen Rechte und die Regalien 
festsetzen (Nov. 1158). Demnach wurden dem Kaiser alle Beleh¬ 
nungen, die Gerichtsbarkeit, die Zölle, Münzen, Bergbau, Fischereien, 
Salinen, Mühlen, das Recht, die Consuln oder Bürgermeister in 
den Städten einzusetzen, Kopfsteuern und andere Abgaben zu fordern, 
zugesprochen, überhaupt solle des Kaisers Wille Gesetz sein. Der 
jährliche Ertrag der kaiserlichen Regalien wurde auf 30,000 Pfund 
Silber geschätzt. 
4) Gegen diese schrankenlose Machtvollkommenheit des Kaisers 
erhoben sich bald viele der kräftig aufstrebenden lombardischen 
Städte, namentlich Mailand, und die große Härte, womit die 
Beschlüsse des Reichstages vollzogen wurden, vermehrte noch die 
allgemeine Erbitterung. Als Friedrich in Mailand neben den 
Consuln einen kaiserlichen Podesta einsetzen wollte, kam es zu 
tumultuarischen Auftritten in der Stadt, und die kaiserlichen Ab¬ 
gesandten konnten nur durch schnelle Flucht ihr Leben retten. 
Auch Friedrich's Stellung zu dem römischen Stuhl 
verwirrte sich, als nach dem Tode Hadrian's (1159) bei einer 
zwiespältigen Papstwahl die Kaisergesinnten Victor IV., die 
Gegenpartei aber den klugen und entschlossenen Alexander III. 
erwählt hatten. Denn der Letztere, den Friedrich auf einer 
Synode zu Pavia absetzen ließ (1160), verband sich mit den 
Mailändern, und sprach den Kirchenbann über den Kaiser aus. 
5) Der Kaiser verhängte nun, als die Mailänder trotz wieder¬ 
holter Vorladung, sich zu rechtfertigen, nicht erschienen waren, von 
neuem die Reichsacht über ihre Stadt, und schwur, nicht eher die 
Krone wieder aufzusetzen, bis er sie gezüchtigt hätte. Der nun 
ausbrechende Krieg, beiderseits mit großer Erbitterung und Grau¬ 
samkeit geführt, zog sich in die Länge. Das mit Mailand ver¬ 
bundene Crema konnte erst nach siebenmonatlicher gräuelvoller 
Belagerung genommen werden; die Stadt wurde zerstört und die 
Einwohnerschaft in andere Orte verpflanzt. Mailand selbst 
wurde erst nach zweijährigem hartnäckigem Kampfe durch Hunger
	        
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