Metadata: Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung

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88 Geschichte der alten Welt. 
Unwille des Volks den Senat nöthigte, ein Heer nach Afrika zu schicken, gelang 
es dem numidischen König, durch Bestechung und Verführung eine solche 
Zuchtlosigkeit und Erschlaffung bei demselben zu erzeugen, daß es beim ersten 
Angriff überwunden ward und durchs Joch gehen mußte. Diese Schmach er¬ 
regte die größte Erbitterung in Rom, so daß der Senat zu ernstern Maßregeln 
schreiten mußte, um durch Bestrafung des übermüthigen Frevlers das murrende 
Volk zu beruhigen und das verletzte Rechtsgefühl zu sühnen. Er schickte daher 
den rechtschaffenen Metellus mit frischen Truppen nach Afrika. Dieser führte 
die Kriegszucht im Heere zurück, und stellte durch glückliche Kämpfe und Er¬ 
oberungen die römische Kriegsehre wieder her; allein daS Volk war sosehr 
gegen die Aristokratie erbittert, daß es derselben um jeden Preis die Herrschaft 
zu entreißen beschl'o-ß. Dazu brauchte eö eines kühnen Führers und zu diesem 
erbot sich der ehrgeizige, herrschsüchtige C. Marius, ein Mann von geringem 
Stande, der mit Tapferkeit, Feldherrntalent utfb rauher Kriegstugend rohe 
Sitten, Haß gegen die Vornehmen und Verachtung ihrer Bildung und Ver¬ 
feinerung verband und damals als Unterfeldherr in Metellus' Heer diente. 
Beleidigt von dem Adelsstolz dieses Führers, begab sich Marius nach Rom, 
wo er von der Volkspartei zum Cónsul gewählt und mit der Leitung des jugur- 
thinischen Kriegs beauftragt ward. Dem thatkräftigen Marius und seinem 
durch strenge Mannszucht abgehärteten Heer vermochte Jugurtha mit all seiner 
Schlauheit und seinem erfinderischen Geiste nicht lange zu widerstehen. Besiegt 
flüchtete er sich zu dem treulosen König Bocchus von Mauritanien, 
wurde aber von diesem dem klugen und gewandten Unterfeldherrn L. Corn. 
Sulla ausgeliefert und im Triumphe nach Rom geführt, wo der Sohn der 
Wüste im unterirdischen Stadtgefängniß am Capitol, dem „kühlen Badgemach", 
wie er es beim Eintreten nannte, den Hungertod zu leiden hatte. 
§. 130. Cimbern und Teutonen. Roch hakteMarius den afrikanischen 
Krieg nicht beendigt, als die Cimbern und Teutonen an den Grenzen des 
römifchenReichs erschienen. Es waren nordische Völker deutscher (germanischer) 
Abkunft von riesenmäßiger Gestalt und Stärke, die mit Weib, Kind und aller 
Habe ausgezogen waren, um neue Wohnsitze zu suchen. Sie waren in Thier¬ 
felle und Eisenpanzer gekleidet und trugen mannshohe Schilde nebst langen 
Schwertern und schweren Streitkolben. Sie schlugen zuerst in Kärnth en die 
Römer in einer blutigen Schlacht, durchzogen dann Gallien raubend und 
verwüstend und vernichteten innerhalb vier Jahren an der Rhone und an den 
hügeligen Ufern des Lemanischen (Genfer) Sees fünf consularische Heere. Da 
trat Marius, den die Römer gegen daS Gesetz fünfmal nach einander zum Cón¬ 
sul wählten, als Retter ans. Mit seinem durch Graben und Hacken abgehärte¬ 
ten Heer besiegte er im südlichen Gallien bei Aqua Sextiä (Air in der Pro¬ 
vence) die Teutonen in einer mörderischen schlackt. Unterdessen waren ge¬ 
trennt von ihnen die Cimbern durch Tyrol und das Flußthal der Etsch in 
Oberitalien eingebrochen, überließen sich aber hier sorglos den Genüssen, die 
das reiche Land bot, bis sie von Marius, der sich mit seinem Collegen Luta- 
tins Catu lus vereinigt hatte, auf derRaudischenEbene bei Vereellä eine 
ähnliche schreckliche Niederlage erlitten. Der rauhe Heldenmuth dieser Germa¬ 
nen, die sich und ihre Kinder schlachteten, um nicht dem Loos der Knechtschaft 
zu verfallen, machte die Römer erbeben. Kleine Reste der Cimbern suchten 
Schutz in den Venedischen Alpen und in den Bergen von Tyrol, wo sich, wie 
man glaubt, ihre Nachkommen noch bis auf den heutigen.Tag erhalten haben. 
tz. 13k. Der Bundesgenossenkrieg. Ein sechstes Consulat lohnte 
Marius, den Retter Italiens, den Stolz und die Hoffnung der Volkspartei.
	        
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