Full text: Geschichte des deutschen Volkes und Landes (Cursus 3, Abth. 2)

— 72 — 
zu sagen. Nachdem er die Grenzstämme unterworfen hatte mischte er 
sich m die Streitigkeiten zwischen griechischen Staaten und Städten. 
xSn kurzer Zeit hatte er Nord- und Mittelgriechenland und viele griechische 
Städte Kleinasiens unter seine Herrschaft gebracht. 
Die Athener blieben lange untätig. Eine Partei war für Philipp 
eme andre gegen ihn. Der berühmte Redner Demosthenes warnte 
m emdnnglichen Reden vor Philipps List und Herrschsucht. Er stammte 
aus einer wohlhabenden Familie, war aber durch pflichtvergessene Vor¬ 
münder um den größten Teil seines Erbes gekommen. 11m diese zur 
Rechenschaft zu ziehen, bildete er sich zum Redner aus. Aber von Natur 
eignete er stch gar nicht dazu. Seine Stimme war schwach. Da übte 
und kräftigte er sie am tosenden Strande des Meeres. Er stotterte. Um 
sich eine klare und deutliche Aussprache anzugewöhnen, nahm er Kiesel¬ 
iteine unter die Zunge und bemühte sich gut zu sprechen. Er zuckte fort¬ 
während mit den Achseln. Da hing er unmittelbar über den Schultern 
ern Schwert auf und hielt Reden. Sobald er zuckte, erhielt er einen Stich 
öo gewöhnte er sich das häßliche Achselzucken ab. Er war kränklich und 
schwächlich; aber durch fleißige Übung stählte er seinen Leib. So bildete 
Uch Demosthenes durch eiserne Willenskraft zum größten Redner Griechen¬ 
lands aus. Lange donnerte er in seinen „Philippiken", d. H. in seinen 
Philippreden, gegen den mazedonischen Eroberer. Endlich rüsteten die 
Athener ein Heer aus; es ward aber nach tapfrer Gegenwehr 338 bei 
Charonea überwunden. Der schlaue Philipp behandelte die Griechen so 
nnld, daß sie ihn sogar zum Oberfeldherm in dem geplanten Kriege gegen 
Pechen erwählten. So war die Freiheit Girechenlands vernichtet. Was 
dem mächtigen Perserreiche nicht gelungen war, hatte das verachtete 
mazedonische Volk leichtlich vollbracht. 
B. Besprechung. 
1. Woran ging Griechenland zugrunde? 
1. Griechenland hatte in unaufhörlichen Bruderkriegen seine 
beste Kraft erschöpft und seine Hilfsmittel aufgezehrt. Die wehrfähige 
Mannschaft war in Athen, Sparta, Theben usw. stark zusammenge¬ 
schmolzen. 
_ 2- Die unaufhörlichen Parteikämpfe schwächten die einzelnen 
Staaten noch mehr. 
3. Das binnen und Trachten der Griechen richtete sich mehr und mehr 
auf Erwerb und Genuß, auf Befriedigung persönlichen Ehrgeizes. 
4- Die allgemeine Vaterlandsliebe, der glühende Haß gegen Fremd¬ 
herrschaft, der Opfermut schwanden mehr und mehr. 
5. Die Eifersüchteleien unter den einzelnen Staaten erstickten das treue, 
feste, erfolgreiche Zusammenstehen der gefährlichen Jahre 480 und 479.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.