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Augenmerk richtete, wurde er durch die schlaue Politik Ferdinand
des Katholischen von Spanien getäuscht. Dieser verband
sich nämlich in's Geheim mit Frankreich zur Vertreibung seines
eigenen Vetters, des Königs Friedrich von Neapel, und zu
einer Theilung dieses Landes. Erstere gelang mit leichter Mühe,
über letztere aber geriethen die Spanier und Franzosen bald
in Streit, in dessen Folge die Franzosen von dem spanischen
Feldherrn Gonsalvo von Cordova aus Neapel verdrängt
wurden.
7) Der Streit wurde endlich durch eine Vermählung Fer¬
dinands mit einer Nichte Ludwig's XII., welcher dieser
seine Ansprüche auf Neapel abgetreten hatte, beigelegt (1505).
So hatten sich in Italien zwei fremde Mächte, Spanien in
Neapel und „Frankreich in dem Herzogthum Mailand fest¬
gesetzt. Zum Überflüsse erhielt Ludwig über das letztere vom
Kaiser Marimilian nach einem Vertrage die Belehnung.
8. 7.
Fortsetzung.
1) Um diese Zeit (seit 1503) saß Julius II. auf dem
päpstlichen Thron, ein sehr kriegerisch gesinnter Fürst, der mit
kühner Hand 10 Jahre lang in die Geschicke Italiens eingriff.
Als im Jahr 1507 Ludwig XII. von neuem nach Italien
drang, um auch Genua zu erobern, wandte sich der Papst an
Kaiser Marimilian in Deutschland.
2) Denn dieser war bereits eifrig mit Zurüstungen zu einem
Zuge nach Italien beschäftigt, um in diesem Lande sein und des
Reiches Ansehen und Rechte wieder herzustellen, insbesondere auch
der Republik Venedig gegenüber, die ihr Gebiet auf dem Fest¬
lande auf Kosten des Reiches sehr erweitert hatte. Auf dem
Reichstage zu Constan; (1507) hatten die Stände endlich zu
diesem Zwecke eine größere Reichshilfe bewilligt.
3) Aber der Zuzug der Reichstruppen erschien wie gewöhnlich
nur langsam. Die Venetianer verlegten dem Kaiser die Pässe,
der sich zurückziehen mußte und sogar Triest, Görtz und an¬
dere Gebiete an die Venetianer verlor. Auf diesem Zuge gen
Italien, der zugleich Marimilian's Römerzug werden sollte,
nahm dieser den Titel eines erwählten römischen Kaisers
an, da er die beabsichtigte feierliche Kaiserkrönung zu Rom nicht
erreichen konnte. Seitdem führten seine Nachfolger im Reich gleich
nach ihrer Wahl jenen Titel.
4) Venedig's Glück und Macht reizten ihre Feinde zu ei¬
ner großen Verbindung, welche gegen sie zu Cambray (1508)
vorzüglich auf Betreiben des Papstes zwischen diesem, dem Kaiser
Marimilian, Ludwig XII., Ferdinand dem Katholi¬
schen und einigen kleinern Fürsten im Geheimen zu Stande kam.