Full text: Von der Zeit Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen (Teil 2B)

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8. Des Großen Kurfürsten Lebenswerk. Das Leben des Kurfürsten, 
der als Landesvater, als Staatsmann und als Feldherr gleich groß dasteht, 
war Mühe und Arbeit, erfüllt von der Sorge für das deutsche Volk und 
für den brandenburgischen Staat. „Der hat viel getan", sagte später 
Friedrich II. an seinem Grabe. Von mächtigen Feinden und unzuverlässigen 
Freunden umgeben, hat er mit seinen geringen Hilfsmitteln nicht alle 
Unternehmungen zu glücklichem Ende führen können. Aber er hinterließ 
bei seinem Tode 1688 seinem Sohne Friedrich den Staat, den er unter 1688. 
den schwierigsten Umständen übernommen hatte, in fester Ordnung, in 
steigendem Wohlstande und in hohem Ansehen. In scharfem Gegensatze 
steht er zu Ludwig XIV., der ohne Rücksicht aus göttliches und menschliches 
Recht nur der Befriedigung seines Ehrgeizes zustrebte, den Nachbarvölkern 
schwere Schäden und seinem eigenen Volke die schwersten zufügte. 
Vergleiche die Häuser Stuart und Hohenzollern beim Regierungsantritt und beim 
Tode des Großen Kurfürsten! 
§ 124. Friedrich III. (I.) und seine Zeit, 1688—1713. 
1. Die Landesverwaltung. Friedrich III. kam seinem Vater an staats- 
männischer Größe nicht gleich. Er war nach dem Urteile seines großen 
Enkels „groß in kleinen Dingen und klein in großen". Er teilte zwar 
dessen deutsche und Protestantische Gesinnung, aber auch die Vorliebe der 
meisten Fürsten seiner Zeit für glanzvolles Hofleben. Anfangs überließ 
er sich dem Einfluß seines ehemaligen Erziehers Danckelmann, der den 
Vorsitz im Geheimen Rat führte, und nach dessen Ratschlägen er das Staats- 
schiff in der Richtung lenkte, die sein Vater vorgezeichnet hatte. Nachdem 
aber Danckelmann durch Hofintrigen gestürzt worden war (1697), riß eine 
gedankenlose Günstlingswirtschaft*) ein, die bei dem steigenden Geldbedürfnis 
des Monarchen Willkür in der Steuererhebung und Unordnung in den 
Finanzen zur Folge hatte. 
2. Der Pfälzische Erbfolgekrieg, 1688—1697 (dritter Raubkrieg). Um 
dieselbe Zeit, als Jakob II. dem Oranier weichen mußte, begann sein Freund 
Ludwig XIV. von neuem den Krieg gegen die Nachbarmächte. Nach dem 1688. 
Aussterben des kurpfälzischen Hauses erhob er im Namen seiner Schwägerin 
Elisabeth Charlotte Anspruch auf die Allodialgüter ihres Hauses, aber 
gegen ihren Willen, da sie bei ihrer Vermählung allen Erbansprüchen ent- 
sagt hatte. Als er Truppen in die Pfalz, Baden, Württemberg und die 
Länder am Mittel- und Niederrhein einrücken ließ, trat der Kurfürst von 
Brandenburg sofort den Franzosen am Rhein entgegen, entriß ihnen Bonn 
und schützte dadurch das nordwestliche Deutschland. Bald kam auch ein 
Bündnis zwischen ihm, dem Kaiser, dem Reiche, England, Holland und 
*j ®a£ "dreifache Weh": Wartenberg (oberster Minister), Wittgenstein (Leiter der 
Finanzen), Wartensleben (Leiter des Heerwesens).
	        
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