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die Söhne seines andern Bruders, des Herzogs von Clarence,
hatte er fest in den Tower eingeschloffen; sie schienen ihm nicht
so gefährlich. — Sollte Richard wohl ruhig bis an sein Ende
regiert haben? Wir sind gewohnt, solche Bösewichter auch elend
endigen zu sehen. So war es auch hier. Schon zwei Jahre
nach jener Schandthat landete der letzte Sprößling des Hauses
Lancaster (sprich Lankaster) in England, um ihn vom Throne zu
stürzen, griff ihn in einer Schlacht an, und durchstach das Unge¬
heuer mit eigner Hand. Er wurde nun König, und nannte sich H e i n-
rich VII. Er war der Vater von Heinrich VIII., den wir in der
folgenden Periode werden kennen lernen. —
Karl der Kühne hatte nur eine Tochter, Maria, hinterlassen;
eine reiche Erbin! Kein Wunder, daß sich schon bei des Vaters
Lebzeiten viele Fürsten und Fürstensöhne um sie beworben hatten.
Aber wer mochte dem Herzoge sagen, ob diese Bewerber es ehr¬
lich meinten, oder nur die reiche Erbschaft haben wollten! Da¬
her schwankte er auch stets, wem er sie wohl geben sollte. Bald
versprach er sie diesem, bald jenem. Der annehmlichste Schwie¬
gersohn war ihm doch unter Allen der junge Maximilian,
des Kaisers Friedrich III. einziger Sohn, ein liebenswürdiger Prinz.
Auch war die Sache schon zwischen den beiden Vätern verabredet, und
Maria hatte an Maximilian auf Befehl ihres Vaters einen Brief schrei¬
ben, und ihm einen Ring schicken müssen; da entzweiten sich Karl und
Friedrich bei einer Zusammenkunft, die sie in Trier hielten. Denn
der Kaiser hatte versprochen, hier Karln zum Könige von Burgund
zu krönen, und dafür wollte Karl die Verlobung vollziehen. Aber
Uebermuth thut niemals gut! Karl, der eitle, stolze Karl,
erschien hier mit solcher Pracht, um den ärmlichen Aufzug des
Kaisers zu beschämen, *) daß dieser plötzlich die ganze Sache ab¬
brach, und selbst ohne Abschied wegreiste. Ehe sich Karl für ei¬
nen Andern entschied, starb er, und hinterließ seine Maria ohne
allen männlichen Schutz. An Bewerbern fehlte es nun wieder
nicht. Selbst der König Ludwig XI. von Frankreich, ein schlauer,
aber böser Mann, hielt um ihre reiche Hand für seinen — sie¬
benjährigen Sohn an. Aber er erhielt die Antwort: Maria
*) Karls prächtiger Kriegsmantel allein wurde auf 200,000 Rthlr. ge¬
schätzt!