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Schelm, der das kaiserliche Volk zum Feinde überführen, und
Ihrer kaiserlichen Majestät die Krone vom Haupte reißen will?
Du mußt jetzt sterben!" — Wallenftein hob seine Arme ger.
Himmel, sprach kein Wort; Deverox aber stieß ihm die Helle¬
barde in die Brust mit solcher Gewalt, daß sie durch und durch
ging. Ohne Laut siel der mächtige Friedland zu Boden, und
wälzte sich in seinem Blute. Er war fünfzig Jahre alt. Einer
der Dragoner packte den Leichnam, und wollte ihn aus dem
Fenster werfen; aber Deverox litt es nicht, wickelte die Leiche
in einen vom Tische heruntergenommenen Teppich, und ließ sie
auf einem Wagen nach der Citadelle zu den andern vier Leichen
bringen. Hier lag Wallensteins Körper den ganzen folgenden
Tag über im Hofe. An diesem Tage berief Gordon alle in
Eger befindlichen Ofsiciere in die Citadelle, erzählte ihnen die
Begebenheiten der vergangenen Nacht, zeigte die kaiserlichen
Befehle vor, und ließ die Ofsiciere und die Bürger dem Kaiser
aufs neue schwören. Keine Hand rührte sich, Friedlands Tod
zu rächen. Er hatte von seinem Vermögen drei Millionen Tha-
lcr auf die Soldaten verwendet; aber diese Quelle war jetzt ver¬
stopft, und gemüthlos und gleichgültig starrten die rohen Sol¬
daten seinen Leichnam an. Welche Menschen! —
Die Herzogin von Friedland war trostlos bei der Nachricht
des Geschehenen. Sie bat den Kaiser nur um die Gnade, seinen
Körper in der von ihm gestifteten Karthause zu Gitschin in
Böhmen beisetzen zu dürfen. Es wurde ihr nicht nur gewährt,
sondern sie behielt auch die Herrschaft Neuschloß in Schlesier
als Wittwensi'tz. Die übrigen Güter wurden eingezogen. Der
Kaiser hörte die Nachricht von der Ermordung seines Generals
mit Rührung an. Thränen traten ihm in die Augen, als er
sich seiner großen Dienste erinnerte, und 3000 Seelmessen ließ
er in Wien für ihn und die andern Ermordeten lesen. Die
Mörder wurden reichlich belohnt, viele Ofsiciere aber, die zu
Friedlands Verschwörung gehört hatten, ein Graf Schafgotsch
und Andere, enthauptet*).
*) Wallenftein hinterlkeß eine einzige Tochter, welche Maria Elisabeth
hieß (nicht aber Thekla), und nachmals an einen Grafen von Kaunitz
verheirathet wurde. Max von Wallenftein war Friedlands Vetter, nicht