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es gab. Dennoch hatten sie ihn gewiß überwunden, wenn sie 
es nur gewagt hatten, ihn herzhaft anzugreifen; aber jedes Mal 
fürchteten sie, ihn zu sehr zu beleidigen, und Jeder von ihnen 
wollte etwas Anderes als die Uebrigen. Das Aergste war, daß 
sie endlich, ohne sich mit ihm ordentlich gemessen zu haben, um¬ 
kehrten, und nach Hause zogen. Wie lachte der Kaiser, als er 
das verkehrte Wesen mit ansah! Er ließ sie fürs Erste ziehn, 
und züchtigte erst alle Städte und Fürsten in Schwaben, die 
zum Bunde gehörten, und die nun froh seyn mußten, mit einer 
tüchtigen Geldsumme wegkommen zu können. Indessen hatte 
Johann Friedrich sein Land glücklich wieder erobert, und oben¬ 
drein dem Moritz die meisten seiner Städte weggenommen; aber 
was der Kaiser weiter thun würde, wußte man nicht. So ver¬ 
ging der Winter. 
Sobald das Frühjahr 1547 anbrach, beschloß Kaiser Karl, 
dem schwachen Johann Friedrich einen Besuch in Sachsen zu 
machen. Dieser stand mit seinem Heere bei Meißen, und war 
so sorglos, nicht einmal Erkundigungen einzuziehen über die 
Annäherung des Kaisers, und da man ihm versicherte, der Kai¬ 
ser sey schon ganz in der Nahe, so wollte er es gar nicht glau¬ 
ben, sondern meinte, das sey nur herumstreifendes Gesindel des 
Moritz. Doch ging er endlich über die Elbe hinüber, brannte 
die schöne meißner Brücke hinter sich ab, und zog sich die Elbe 
hinunter bis Mühlberg. Karl zog ihm am andernUfer nach. 
Am Abend vor der Schlacht ritt dieser mit seinem Bruder Fer¬ 
dinand und mit Moritz am Ufer hin, um die Gegend anzusehen. 
Die breite Elbe fluthete stark, und jenseits waren die Feinde; 
auch hatten diese alle Kähne auf das rechte Ufer geführt. Da 
brachte Herzog Alba einen jungen Müllerburschen herbei, der 
sich anheischig machte, ihnen eine Furth durch die Elbe zu zei¬ 
gen, wo man hindurchreiten könne. Er that das aus Rache 
gegen seine Landsleute, die Sachsen, die ihm zwei Pferde mit¬ 
genommen hatten (ein zweiter Ephialtes!) *). Moritz verhieß 
ihm 100 Kronenthaler und zwei andere Pferde. 
So brach der Morgen an, der 24. April 1547, der des 
verblendeten Johann Friedrich Schicksal entscheiden sollte. Ein 
-(—- 
*)'Siehe Th. I. S. 118. 
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