Full text: Von der Französischen Revolution bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts (Teil 3)

2 Die französische Revolution. 
Kindern die Haupttatsachen der Revolution in Portugal von 1910 bekannt sind. 
In welchem Familienkreise wäre der Staatsstreich der Portugiesen nicht be¬ 
sprochen worden?) 
Warnm sagte sich das französische Volk von seinem Könige los? Gewiß 
wurde auch dieser von seinen Untertanen nicht geliebt usw. Aber sie hatten 
doch gar kein Recht dazu, sich an ihrem Könige zu vergreifen, auch die Portn- 
giesen nicht! 
Hört, wie die Franzosen den Sturz des Königs begründeten! 
II. Darbietung. (Erarbeitung des Neuen.) 
X 1. Es war an einem Dezembertage im Jahre 1792. Der Naüonalkonvcnt 
war in Paris zusammengetreten. Es waren die Vertreter der drei Stände des 
französischen Volkes: der Adeligen, der Geistlichkeit und der Bürger und Baueru. 
Der Konvent beschloß, den König Ludwig XVI. von Frankreich vor seine Schran¬ 
ken zu laden und ihn zu verhören. Zwei Abgesandte wurden nach dem Temple 
geschickt, wo der König samt seiner Familie schon längere Zeit gefangen gehalten 
wurde, um diesem den Beschluß zu verkünden. Der König antwortete: „Ich will 
Ihnen folgen, nicht um dem Konvent zu gehorchen, sondern weil meine Feinde 
die Gewalt in Händen haben." Er folgte den beiden, wurde in eine Kutsche 
gesetzt und nach dem Konvent geführt. Eine große Menge Volks stand auf der 
Straße. Kein Mensch sagte ein Wort, als der Wagen mit dem Könige davon¬ 
fuhr. Am Gerichtsgebäude angekommen, wurde Ludwig XVI. von mehreren 
bewaffneten Soldaten aus der Kutsche gehoben und in den Versammlungssaal 
geleitet. Er mußte aus der Anklagebank Platz nehmen. 
Erklärungen: Konvent = Versammlung. Nationalkonvent = Volks¬ 
versammlung. Temple — Staatsgefängnis in Paris. 
Überschrift? 
Zusammenfassung (Inhaltsangabe): Ludwig XVI. wird als Ange¬ 
klagter vor die Nationalversammlung geführt. 
Das ist ja furchtbar! Das französische Volk hat seinen König ins Gefängnis 
gefetzt und führt ihn auf die Anklagebank! Es behandelt ihn ja wie einen Ver¬ 
brecher! Welches Verbrechen hat er begangen? 
2. Als der König in den Saal trat, sprach zu ihm der Vorsitzende der Ge- 
richtsverfammlung: „Ludwig, das französische Volk klagt Sie an! Setzen Sie 
sich! Man wird Ihnen nun alles das vorhalten, dessen Sie beschuldigt werden!" 
Bleichen Antlitzes nahm der König auf der Anklagebank Platz. Die Ver¬ 
handlung begann. Als erster Ankläger trat S a i n t - I u st hervor, ein junger 
Mann von vierundzwanzig Jahren. Er sagte: „Was, Bürger! Ihr sucht müh¬ 
sam nach Formen und Gründen, um den ehemaligen König zu richten? Einen 
König braucht mau nicht wie einen Bürger zu richten. Herrschen ist an sich 
schon ein Verbrechen; denn unschuldig ohne Gewalt zu regieren ist unmöglich 
Der König ist ein Feind des Vaterlandes. Darum müßt Ihr ihn zum Tode 
verurteilen!" 
Da erhob der zweite Redner, F a n r e, seme Stimme: „Welches smd 
die Verbrechen, die Ihr dem Könige zur Last legt? Ich finde nichts an chm, 
als daß er ein schwacher Monarch war. Und ich glaube, daß alle in rhrem 
Bette ruhig gestorbenen Monarchen strafbarer gewesen sind als er. Beurteilt 
Ludwig XVI.' nicht als einen Schuldigen, sondern als einen Franzosen und 
sagt ihm: „Die dich früher aus den Schild erhoben und zum Könige ernannt
	        
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