Full text: [Theil 2, Abth. 1] (Theil 2, Abth. 1)

13t 
tec den Trümmern derselben begraben zu werden. Er flüch¬ 
tete demnach mit seinen Schätzen nach Chalcedon in Asien; 
und um sich einen Mitgenoffen seiner Hoffnungen und seiner 
Gefahren zuzugesellen, ertheilte er dem Marti nian, 
welcher eine der wichtigsten Stellen des Reiches verwaltete, 
den Titel eines Cäsars. Auch waren seine Hülfsquellen 
noch immer so wenig erschöpft, daß er, nach so vielen auf 
einander folgenden Niederlagen in Bithynien ein neues 
Kriegsheer von 50,000 Mann zusammen bringen konnte, 
wahrend Constantin noch mit der Belagerung vonBy- 
zanzbeschäftiget war. Es kam also, nachdem Constantin 
die Belagerung aufgehoben, und über den Bosporus gesetzt 
hatte, bey' Scutari, wie der Ort jetzt heißt, zu einer neuen 
Schlacht. Obgleich die Truppen Li ei ns neu angeworben 
und wenig geübt waren, so fochten sie doch mit verzweif¬ 
lungsvoller Tapferkeit, bis eine gänzliche Niederlage daS 
Schicksal ihres Anführers entschied. Li ein zog sich nach 
Nicomedieu zurück, und da er sich weiter zu vertheidigen nicht 
hoffen konnte, suchte er sich durch Unterhandlung zu retten. 
Seine Gemahlinn, Constantins Schwester, verwandte 
sich bey ihrem Bruder für ihn, und erhielt von ihm das 
Versprechen, daß, wenn Li ein den Martinian seinem 
Schicksal überlaffen und den kaiserlichen Purpur ablegen 
würde, ihm für seine Person vergönnt seyn sollte, seine 
übrigen Lebenslage in Ruhe und Ueberfluß zuzubringeu. 
Li ein demüthigte sich also, legte sich und sein Purpur- 
kleid seinem Herrn und Gebiether zu Füßen, und erhielt 
Verzeihung. Bald darauf ward er nach Theffalonich ab¬ 
geschickt, welcher Ort zu seiner Verwahrung bestimmt war, 
wo er aber bald ums Leben gebracht wurde, weil er, wie 
es heißt, mit den Barbaren einen verrätherischen Brief¬ 
wechsel sollte unterhalten haben. 
Also ward im Jahre 324 das Römische Reich wie¬ 
der unter ein einziges Oberhaupt vereinigt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.