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einige nicht genng überlegte Werte verlauten lassen, wel¬
che Salome auf so boßhaste Weise dem Vater hinterbrach¬
te, daß dieser sie übler Absichten gegen sich verdächtig hielt.
Sogleich ließ er ihren altern Bruder Antipater, den
ihm seine erste Gemahlinn Doris geboren hatte, und der
bisher für den Privatstand erzogen wurde, sammt seiner
Mutter an den Hof kommen, und zeichnete ihn überall so
aus, daß man allgemein glaubte, er wäre zu seinem Nach¬
folger bestimmt. Zwar bemühten sich viele, unter denen
selbst Augustus war, den Vater mit Alexander und Anti-
pater wieder auszusöhnen; aber eben so wenig hörte Sa¬
lome mit ihren Genossen auf, die-Flamme der Zwietracht
immer wieder aufs neue anzufachen. Endlich gelang eS
ihr, ihrem Bruder hinterbringen zu können, daß beyde
das Vorhaben geäußert hätten, vor seiner Tyranney in
einem andern Lande Zuflucht ^zu suchen. Auf diese Nach¬
richt nahm der argwöhnische König' alle frühern Beschul¬
digungen für ausgemacht an, verklagte seine eigenen Söh¬
ne bey dem Römischen Kaiser, und als dieser den Statt¬
halter in Syrien zum Richter aufgestellt hatte, begab er
sich selbst zu diesem nach Berytus, und trat hier als Kla¬
ger mit solcher Heftigkeit und Rachgier auf, daß das Ge¬
richt endlich seiner Wuth nachgab, und das Todesurtheil
über die abwesenden Söhne aussprach, die Art der Voll¬
streckung aber dem Vater überließ. Bon neuem machte
man ihm nun die nachdrücklichsten Vorstellungen, welcher
Gefahr er sich aussetze, wenn er nun ganz in des ehrgei¬
zigen Antipaters Gewalt kommen werde. Allein der Zorn
hatte ihn so ganz verblendet, daß er, aller Warnung un¬
geachtet, die unglücklichen Prinzen zu Sebaste erdrosseln
ließ.
Es zeugte sich nun bald, wie gegründet jene Besorg-
niß gewesen. Denn da Antipater seiner Nebenbuhler los
geworden war, so sollte auch der Vater selbst ihn nicht
länger mehr aufhalten, den Thron zu besteigen. Die
Vergiftung desselben ward als der beste Weg dazu erkannt
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