45
rius und Diocletian. Galerius ließ Len Pallast von
Rieomedia, den er mit Diocletian bewohnte, zweymahl
in Brand stecken, und schob allezeit die Schuld auf die
Christen. Nun wurden die unmenschlichsten Cdiete wider
dieselben erlassen. Die Kirchen der Christen sollten nie¬
dergerissen und ihre Bücher verbrannt werden. Aller
Würden und Ehrenstellen entsetzt, sollten sie wider Nie¬
mand als klagfahig erkannt werden, selbst dann nicht,
wenn sie wider die Angriffe, die man gegen ihre Person
oder ihr Vermögen vornehmen würde, die Gerichte um
Hülfe bäthen. Man sollte sie auffordern, den Göttern zu
opfern, und die, die sich weigerten, aufs grausamste aus
der Welt schaffen; welches denn auch geschah. Die Chri¬
sten wurden zu Tausenden gemartert oder den wilden
Thieren vorgcworfen, oder auf durchlöcherte Boote ge¬
laden, die man den Stürmen des Meeres überließ. Mit
reissender Schnelle verbreitete sich diese Verfolgung durch
alle drey Welttheile. In Aegypten allein wurden einhun¬
dert vier und vierzig tausend Christen ermordet, und sie¬
benhundert tausend in Wüsteneyen vertrieben oder ver¬
sprengt. Und nachdem die Tyrannen in der übrigen Welt
mit gleicher Wuth gelobet hatten, glaubten sie ihren
Triumph über Millionen Wehrlose dadurch zu feyern, daß
sie eine Aufschrift in Marmor graben ließen: der Nähme
der Christen sey vertilgt. Doch er war nicht vertilgt.
Vielmehr ward „das Blut der Märtyrer der Saame der
Christen. Der Heldentod der Sterbenden diente nur
dazu, die Lebenden zu starken und ihre Zahl zu mehren,
so wie die Zerstreuung der Verwiesenen, die Neligiow zu
verbreiten. Kaum hatte die Erde die Verfolger verschlun¬
gen; kaum hatte Constantin der Große den Thron be¬
stiegen: so wirkte der Geist des Herrn auf das Herz die¬
ses Kaisers; und er gab der christlichen Religion Freyheit,
Schutz und öffentliche Ausübung. Die Christen zeigten
sich bald wieder so zahlreich, daß bey der ersten Kirchen¬
versammlung, welche Constantin zu Nieaa veranstal¬