so
sten der Muth. Varus, wre er alles verloren sah, und
schon mehrere Wunden empfangen hatte, stürzte sich in
sein Schwert; viele der Anführer folgten seinem Bey-
spiele; das ganze Heer wurde uiedergemacht oder gefan¬
gen, und nur einzelne Wenige entkamen. So ward das
schönste und tapferste unter allen Römischen Heeren, mt*
den Hülfsvölkern an 45,OVO Mann stark, vernichtet. —
Es war die Stunde schwerer Rache, wie von der Wuth
eines hartbeleidigten, freyheitsliebenden und noch rohen
Volkes an solchem Tage zu erwarten war. Vrele der
vornehmsten Gefangenen bluteten als Opfer den vaterlän¬
dischen Göttern auf den Altären; andere, die das Leben
behielten, wurden zu den niedrigsten Arbeiten gebraucht,
so daß, wie die Römer selbst berichten, mehr als Ein
vornehmer Mann, dem zu Hause schon der Eingang zum
Senate offen stand, und der die Triumphe seiner Vorfah¬
ren zählte, als Hüther Deutscher Heerdcn oder Wächter
an Deutschen Thüren sein Leben beschloß.
Diesem Siege verdankt unser Vaterland, nach der
Römer eigenem Geständnisse, seine Freyheit; und wir,
die Enkel, daß noch ungemischtes Deutsches Blut m
unfern Adern strömmt, und das reine Deutsche Wort auf
unserer Zunge ist. Zn Rom aber war Bestürzung und
Kummer. Während die Deutschen frohlockten, die Festen
diesseits des Rheins erstürmten, und das ganze Land von
der Römischen Art säuberten, war der Kaiser Augustuö
außer sich, rannte in der Betäubung mit dem Kopfe ge¬
gen die Wand, und rief beständig: „Varus, Varus, gib
mir meine Legionen wieder!" Einige Monathe lang ließ
er Haare und Bart wachsen; die Wache der Stadt
wurde verdoppelt, damit nicht etwa ein Aufruhr ent¬
stände: die Deutschen wurden aus Rom fortgeschafft,
sogar die Deutsche Leibwache über's Meer auf die In¬
seln gebracht. Endlich gelobte Augustus seinem Jupiter
große Feste, „wenn sein Reich in eine glücklichere Lage
käme."