Full text: [Theil 2, Abth. 1] (Theil 2, Abth. 1)

so 
sten der Muth. Varus, wre er alles verloren sah, und 
schon mehrere Wunden empfangen hatte, stürzte sich in 
sein Schwert; viele der Anführer folgten seinem Bey- 
spiele; das ganze Heer wurde uiedergemacht oder gefan¬ 
gen, und nur einzelne Wenige entkamen. So ward das 
schönste und tapferste unter allen Römischen Heeren, mt* 
den Hülfsvölkern an 45,OVO Mann stark, vernichtet. — 
Es war die Stunde schwerer Rache, wie von der Wuth 
eines hartbeleidigten, freyheitsliebenden und noch rohen 
Volkes an solchem Tage zu erwarten war. Vrele der 
vornehmsten Gefangenen bluteten als Opfer den vaterlän¬ 
dischen Göttern auf den Altären; andere, die das Leben 
behielten, wurden zu den niedrigsten Arbeiten gebraucht, 
so daß, wie die Römer selbst berichten, mehr als Ein 
vornehmer Mann, dem zu Hause schon der Eingang zum 
Senate offen stand, und der die Triumphe seiner Vorfah¬ 
ren zählte, als Hüther Deutscher Heerdcn oder Wächter 
an Deutschen Thüren sein Leben beschloß. 
Diesem Siege verdankt unser Vaterland, nach der 
Römer eigenem Geständnisse, seine Freyheit; und wir, 
die Enkel, daß noch ungemischtes Deutsches Blut m 
unfern Adern strömmt, und das reine Deutsche Wort auf 
unserer Zunge ist. Zn Rom aber war Bestürzung und 
Kummer. Während die Deutschen frohlockten, die Festen 
diesseits des Rheins erstürmten, und das ganze Land von 
der Römischen Art säuberten, war der Kaiser Augustuö 
außer sich, rannte in der Betäubung mit dem Kopfe ge¬ 
gen die Wand, und rief beständig: „Varus, Varus, gib 
mir meine Legionen wieder!" Einige Monathe lang ließ 
er Haare und Bart wachsen; die Wache der Stadt 
wurde verdoppelt, damit nicht etwa ein Aufruhr ent¬ 
stände: die Deutschen wurden aus Rom fortgeschafft, 
sogar die Deutsche Leibwache über's Meer auf die In¬ 
seln gebracht. Endlich gelobte Augustus seinem Jupiter 
große Feste, „wenn sein Reich in eine glücklichere Lage 
käme."
	        
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