Full text: [Theil 2, Abth. 2] (Theil 2, Abth. 2)

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verletzen!" Der Hofkanzler bestand indessen darauf, und 
wußte die Hoffnungen des Kaisers so zu beleben, daß 
dieser in kleiner Entfernung ihm zu folgen versprach. Als 
Nuftnus dem Ambrosius sein Anliegen vortrug . warf die- 
ser ihm in sehr starken Ausdrücken vor, welche Unver¬ 
schämtheit es sey, nun dem Frevel noch das Wort reden 
zu wollen, in welchen seine bösen Eingebungen den Kai¬ 
ser gestürzt hatten. Der Hofkanzler aber fuhr fort zu 
bitten, und da er nun endlich den nahenden Kaiser mel¬ 
dete, sagte der Erzbischof: „Ich erkläre dir, daß ich ihm 
den Eingang in die Vorhalle der Kirche wehren werde. 
Will der Kaiser als Tyrann handeln, so bin ich zu jedem 
Tode freudig bereit." Da sandte der Hofkanzler dem 
Kaiser jemand entgegen, um ihn zu bitten, daß er in 
den Pallast zurückkehren möge. Theodosius war eben mit¬ 
ten auf dem Platze der großen Stadt. „Ich will dennoch 
gehen," sprach er, „und die Schmach auf mich nehmen, 
die ich verdiene." Als er an die Kirche kam, ging er nicht 
hinein, sondern in ein Nebengebäude, wo der Erzbischof 
denen, die ein Anliegen hatten. Gehör gab. Hier bath 
er den Ambrosius, ihm die Lossprechung zu ertheilen. 
Dieser aber sah den Schritt des Kaisers so an, als wollte 
er ertrotzen, was auf solche Weise am wenigsten dürfte 
erhalten werden, und hielt ihm dieses Betragen mit 
Strenge vor. „Ich widerstrebe nicht," sagte der Kai¬ 
ser, „den angevrdneten Satzungen, ich begehre nicht 
auf frevelnde Weise in die heilige Statte einzudringen; 
ich bitte dich nur, mich von meinen Banden zu lösen. 
Wollest doch, eingedenk der Barmherzigkeit desjenigen, 
der uliser aller Herr ist, mir die Thüre nicht verschließen, 
die er allen geöffnet har, welche ihre Sünden büßend be¬ 
reuen." — „Welche Buße", erwiederte der Erzbischof, 
Haft denn du nach so großem Frevel gethan? welche Hei- 
lungsmittel angewendet für deine so schwer zu heilenden 
Wunden?" „Es kommt dir zu", sagte der Kaiser, 
,,.die Hecknngsmittel vorzuschreiben und sie zu bereiten.
	        
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