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verletzen!" Der Hofkanzler bestand indessen darauf, und
wußte die Hoffnungen des Kaisers so zu beleben, daß
dieser in kleiner Entfernung ihm zu folgen versprach. Als
Nuftnus dem Ambrosius sein Anliegen vortrug . warf die-
ser ihm in sehr starken Ausdrücken vor, welche Unver¬
schämtheit es sey, nun dem Frevel noch das Wort reden
zu wollen, in welchen seine bösen Eingebungen den Kai¬
ser gestürzt hatten. Der Hofkanzler aber fuhr fort zu
bitten, und da er nun endlich den nahenden Kaiser mel¬
dete, sagte der Erzbischof: „Ich erkläre dir, daß ich ihm
den Eingang in die Vorhalle der Kirche wehren werde.
Will der Kaiser als Tyrann handeln, so bin ich zu jedem
Tode freudig bereit." Da sandte der Hofkanzler dem
Kaiser jemand entgegen, um ihn zu bitten, daß er in
den Pallast zurückkehren möge. Theodosius war eben mit¬
ten auf dem Platze der großen Stadt. „Ich will dennoch
gehen," sprach er, „und die Schmach auf mich nehmen,
die ich verdiene." Als er an die Kirche kam, ging er nicht
hinein, sondern in ein Nebengebäude, wo der Erzbischof
denen, die ein Anliegen hatten. Gehör gab. Hier bath
er den Ambrosius, ihm die Lossprechung zu ertheilen.
Dieser aber sah den Schritt des Kaisers so an, als wollte
er ertrotzen, was auf solche Weise am wenigsten dürfte
erhalten werden, und hielt ihm dieses Betragen mit
Strenge vor. „Ich widerstrebe nicht," sagte der Kai¬
ser, „den angevrdneten Satzungen, ich begehre nicht
auf frevelnde Weise in die heilige Statte einzudringen;
ich bitte dich nur, mich von meinen Banden zu lösen.
Wollest doch, eingedenk der Barmherzigkeit desjenigen,
der uliser aller Herr ist, mir die Thüre nicht verschließen,
die er allen geöffnet har, welche ihre Sünden büßend be¬
reuen." — „Welche Buße", erwiederte der Erzbischof,
Haft denn du nach so großem Frevel gethan? welche Hei-
lungsmittel angewendet für deine so schwer zu heilenden
Wunden?" „Es kommt dir zu", sagte der Kaiser,
,,.die Hecknngsmittel vorzuschreiben und sie zu bereiten.