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Heiligtümer des Tempels von Jerusalem, so wie die
Sratuen der Götter und Helden aus dem verödeten Ca-
pitvl auf ein Schiff laden, auf die übrigen die erbeuteten
Schatze und Kostbarkeiten der Römer, dann die Blüthe
der Jugend, fcie Künstler und Handwerker, viele tausend
Personen, unter ihnen die Kaiserin selbst mit ihren bey-
den Töchtern, und alles nach Africa überschiffen (das
Schiff, auf welchem die Heiligtbümer Jerusalems und die
Statuen des Capitols geladen waren, ging auf der Rück¬
fahrt im Mittelmeere unter). Auf diese Weise wurde die
Pracht und Herrlichkeit des mächtigen und glänzenden
Roms völlig zerrüttet durch die Greuel des Vanda¬
lismus.
Nach diesem Unglücke, als in Gallien der tugend¬
hafte Avitus, ein Mann von altem Geschlechre und
guten Kenntnissen, die Kaiserwürde sich kaum aufnörhigen
ließ, und bald wieder niederlegte (466), erhob Rom den
Julius Majorianus, einen zur Vertheidigung Ita¬
liens sehr geschickten Kriegsmann. Die Alanen, welche
sich an der Loire von Westgothen und Franken beschränkt
fanden, drohten mit einem Einfall. Der Kaiser zog ihnen
zuversichtlich entgegen, wurde aber von seinen eigenen
Leuten ermordet (4br ). Libius Severus folgte. Un¬
terdessen waren die Alanen über die Alpen bis Bergamo
gekommen. Hier hatte der Sueve Ricimer als kaiser¬
licher Feldherr das Glück oder die Geschicklichkeit, sie zu
schlagen. Dieses Ruhmes bediente er sich wider seinen
Herrn. Severus starb plötzlich (465) und Ricimer herrsch¬
te zwey Jahre lang, jedoch ohne den Kaiser-Titel, bis
von Constaminopel aus, wo man nie die Ansprüche auf
das Ernennungs- oder Bestätigungs-Recht der Regenten
des Westreiches anfgab, der Patricier Anthem ius, doch
mit Einwilligung des mächtigen Ricimer, zum abendläm
discheu Kaiser ernannt ward ( 467). Während nun auch
jetzt letzterer im Nahmen des erstern herrschen wollte, und
Parteygeist alles verwirrte, machten die Franken in