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ist. Zu schwach, um selbst zu regieren, stand er sein
ganzes Leben hindurch unter dem Einflüße seiner Günst¬
linge. —
Sein Sohn und Nachfolger, Theodosius II. oder
der Jüngere (408 — 45o), dem Vater gleich an Trägheit
und Vergnügungssucht, hatte das Glück, an dem Prä-
fectus Prätorio Anthem ius einen redlichen und ein¬
sichtsvollen Minister zu finden; und dieser treffliche Mann
ward unterstützt von des Kaisers Schwester Pulcheria,
die in einem zarten Alter den Verstand der vollkommen¬
sten Politiker mit der ausgezeichnetsten Tugend vereinigte.
Durch diese doppelte Stütze gelang es dem Theodosius,
die Barbaren von ihren Einfällen auf das Ostreich abzu¬
halten, den Persern die Byzantinischen Waffen furchtbar
zu machen, und mit Nachdruck sich in die Angelegenhei¬
ten des Westreicheö einzumischen. Auch für das Innere
geschah Mehreres. Insbesondere verherrlichte Anti 0-
chus mit noch sieben Juristen den Nahmen des Kaisers
durch den Theodosianischen Codex, in welchem sie
die kaiserlichen Verordnungen von Constantin dem Großen
an in »6 Büchern sammelten, von denen jedoch die 5 er¬
sten verloren gegangen sind.
Nach dem Tode des Theodosius übernahm seine
Schwester Pu lch er i a (460 — 453) die Regierung in ih¬
rem eigenen Nahmen, wählte jedoch den 56jährigen Se¬
nator Marcian(460 — 467) einenThraciervon Geburt,
der sich durch Verdienst aus niederm Stande emporge¬
schwungen hatte, zum Mitregenten und jungfräulichen
Gemahl. Kräftig benahm sich der neue Kaiser gegen die
Feinde des Reichs, starb aber bereits nach 6 Jahren.
Da empfahl A sp a r, der ausgezeichnetste unter den
Feldherren, da er als Arianer den erledigten Thron nicht
wohl selbst besteigen konnte, seinen ehemahligen Unterge¬
benen, den Dacier (oder Thracier) Lev I. (457 — 474),
welcher von der Armee znm Kaiser ausgerufen, und vom