Full text: [Theil 2, Abth. 3] (Theil 2, Abth. 3)

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Königs wurden fünf, auf deren Anrath geistliche Stellen 
waren verkauft worden, von der Kirchengemeinschaft aus¬ 
geschlossen, und, wenn sie bis zum vierten Monath nicht 
vor den Römischen Stuhl zur Buße kamen, sofort der 
Bann auf sie gelegt. Damit wollte Gregorius wohl auch 
dem Könige ein ermahnendes Vorzeichen seiner Handlungs¬ 
weise geben. Zwar hatte dieser schon im Herbste 1075 
an den Papst geschrieben: „Weil das Reich und Prie- 
fterthum, um gut zu stehen, gegenseitiger Hülfe bedürfen, 
so ist Eintracht und Liebe unter den Häuptern nothwen- 
dig. Freylich habe ich in Allem dem Priesterthume noch 
nie weder Recht noch geziemende Ehre zugelassen, und 
das von Gott mir verliehene Racheschwert nicht gegen 
die Schuldigen zur richterlichen Strafe gezogen. Nun 
aber bin ich in mich gekehrt, und bekenne in eigener An¬ 
klage Euch als dem nachsichtigsten Vater meine Verge¬ 
hen. O wie lasterhaft und unglücklich habe ich, theilS 
durch Eingebung schmeichelnder Kindheit, theilS aus Frey- 
heit meiner gewalthaberischen und herrschsüchtigen Macht, 
theils durch Verführung anderer, deren Rath ich befolgte, 
gesündiget im Himmel und vor Euch, und bin nicht würdig 
des Rahmens Eures Sohnes. Zch habe nicht nur Kir¬ 
chengut angefallen, sondern auch an die Unwürdigsten und 
von Simonischer Galle Erbitterten Kirchen verkauft, und 
diese, nicht wie es sich ziemte, vertheidigt. Nun aberbitte 
ich, da wir allein ohne Eure Authorität Kirchen nicht 
verbessern können, Euch darin, wie in allen Dingen, de- 
müthig um Euren Rath und Beystand. Mit aller Sorg¬ 
falt sott in Allem Eure Belehrung befolgt werden." — 
Aber wer diese Belehrung nicht befolgte, sondern viel¬ 
mehr in seiner bisherigen Ungerechtigkeit fortfuhr, war 
Heinrich; und alles Mahnen des Papstes durch sich und 
andere war vergeblich. Die Spannung zwischen beyden 
wurde immer größer. Jetzt kam die Gesandtschaft der 
Sachsen und berichtete dem Gregor den schrecklichen Zu¬ 
stand des Reichs: „Nicht mehr Vernunft und Mäßigung
	        
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