Full text: Die Muttersprache (Teil 3 = [3. und 4. Schuljahr], [Schülerband])

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schön war, hatte der Jäger Mitleiden und sprach: „So lauf hin, du 
armes Kind „Die wilden Tiere werden dich bald gefressen 
haben,“ dachte er. 
2. Nun war das arme Schneewittchen in dem großen Walde 
mutterseelenallein und ward ihm angst, daß es alle Blätter an den 
Bäumen ansah, und dachte, wie es sich helfen und retten sollte. Da 
fing es an zu laufen und lief über die spitzigen Steine und durch 
die Dornen, und die wilden Tiere sprangen an ihm vorbei, aber sie 
thaten ihm nichts. Es lief, solange nur die Füße noch fort konnten, 
bis es bald Abend werden wollte. Da sah es ein kleines Häuschen 
und ging hinein, auszuruhen. In dem Häuschen war alles klein, 
aber recht zierlich und reinlich. Da stand ein weißgedecktes Tischlein 
mit sieben kleinen Tellern, sieben Löfflein, ferner sieben Messerlein 
und Gäblein und sieben Becherlein. An der Wand waren sieben 
Bettlein nebeneinander aufgestellt und schneeweiße Tücher darüber. 
Schneewittchen, weil es so hungrig und durstig war, aß von jedem 
Tellerlein ein wenig Gemüse und Brot und trank aus jedem Becher— 
lein einen Tropfen Wein, denn es wollte nicht einem alles wegnehmen. 
Hernach, weil es müde war, legte es sich in ein Bettchen, aber keines 
paßte für sie. Das eine war zu lang, das andere zu kurz, bis end⸗ 
lich das siebente recht war, und darin blieb es liegen, befahl sich 
Gott und schlief ein. 
Als es nun ganz dunkel war, kamen die Herren von dem Häus— 
lein, das waren sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten 
und gruben. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an, und wie es nun 
hell im Häuslein ward, sahen sie, daß jemand darin gewesen, denn 
es stand nicht so alles in der Ordnung, wie sie es verlassen hatten. 
Der erste sprach: „Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?“ Der 
zweite: „Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?“ Der dritte: „Wer 
hat von meinem Brötchen genommen?“ Der vierte: „Wer hat von 
meinem Gemüschen gegessen?“ Der fünfte: Wer hat mit meinem Gäbel— 
chen gestochen?“ Der sechste: „Wer hat mit meinem Messerchen ge— 
schnitten?“ Der siebente: „Wer hat aus meinem Becherlein getrunken?“ 
Dann sah sich der erste um und sah, daß auf seinem Bett eine kleine 
Vertiefung war. Da sprach er: „Wer hat in mein Bettchen getreten?“ 
Die andern kamen gelaufen und riefen: „Ei, in meinem hat auch 
jemand gelegen!“ Der siebente aber, als er in sein Bett sah, erblickte 
Schneewittchen, das lag darin und schlief. Nun rief er die andern,
	        
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