Full text: Die Geschichte der Deutschen

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rverk, das erst ln rohen Umrlssen dastanb, im 
Eknzelen zu vollenden. 
Schon war Bonifacius zu hohen Jahren 
gekommen, als er, von einem inneren unwider¬ 
stehlichen Rufe fortgezogen, sich noch aufmachte, 
die wilden Friesen zu bekehren. Sein frommes 
Bemühen blieb Anfangs nicht ohne Erfolg; 
viele Innwohner gingen zu der neuen Lehre über. 
Um den Neu-getauften auch das Sacrament der 
Firmelung zu geben, hatte er einst mit seinen 
Gehilfen in der Gegend von Dokkingen am 
Flusse Borthna Zelte aufgerichtet, ihrer An¬ 
kunft aweinem festgesetzten Tage zu harren. Die¬ 
ser Tag war endlich angebrochen, die Sonne, 
das freundliche Bild des neuen Glaubens, der 
den Geistern leuchten sollte, stand schon hoch am 
Himmel; aber die stillen Söhne des Glaubens, 
die Bonifacius erwartete, kamen nicht, statt ih¬ 
rer lärmende Schaaren bewaffneter Heiden. Ent¬ 
setzen siel auf die Gehilfen, aber des Bonifa¬ 
cius Seele richtete sich in der vom Atter gebeug¬ 
ten Hülle, die zerstört werden sollte, hoch zum 
Himmel empor. Süße Worte des Trostes spra¬ 
chen seine Lippen, bis der schnöde Mord eine 
Brust zerschlagen hatte, die der Heerd heiliger 
Flammen des Eifers für das Höchste gewesen 
war. Es war im Jahr 755, wo Bonifacius 
den Tod eines Martyrs starb. 
Zugleich mit dem Christenthum kam eine An¬ 
stalt nach Tcukschland, die um des wichtigen Ein, 
stusses willen, den sie auf das Volksleben geäu¬ 
ßert hat, hier eine bcurtheilcnde Erwähnung ver¬ 
dient, — das sehr verschiedener Ansicht ausgesetzte 
Mönchthum. Diese Anstalt wurde aus dem 
Morgenland nach dem Westen der Erde verpflanzt, 
und geriech so in ein Klima, das sie, als ihrer
	        
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