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hüllten Rittern für den Ruhm nnd das Kreuz
mit unwiderstehlicher Tapferkeit, von dem kräf¬
tigen Volk für sein Volklhum und seine Götter
mit hartnäckiger Wulh, von beiden mit aller
Bitterkeit des Religionshaffes geführt wurde,
und sich durch die blutige Hälfte eines Jahrhun¬
derts hinzog. Die Ritter errangen den Steg,
legten Städte und Burgen an, führten die christ¬
liche Religion ein und gründeten einen gewalti¬
gen Staat, den von der Hauptfeste Marien¬
burg aus ein Landmeister, unter Oberauf¬
sicht des in Marburg und fpäter in Mergent¬
heim reßdirenden Hochmeisters, verwaltete.
Für Teutschland selbst bekam der Orden eine
riefe Bedeutung, indem er einestheils vorzüglich
dazu beitrug, den Geist der Ritterlichkeit in dem
teutfchen Adel wach zu erhalten, anderntheils
nehst den Kreuzzügen das besonders im dreizehn¬
ten auffallende Aussterben vieler alter Geschlech¬
ter, und so mit die Zerrüttung des Adelthums
veranlaßte.
§. 61.
K o n r a d IV,
Von dem allgewaltigen Papste Innocenz IV.
verfolgt, suchte nach Friedrichs II. Ableben Kon-
'rad IV., schon im Jahr 1257 in Wien zum Kö¬
nig der Teutfchen erwählt, vor Allem sich den
Besitz seiner italianischen Erblande zu versichern,
Teutschland's Regierung dem Gegenkönig Wil¬
helm von Holland, der aber überall zu kei¬
nem Ansehen gelangen konnte, überlassend.
Während der Papst die Krone von Sictlten meh¬
ren Fürsten, zuletzt dem Karl von Anjou,
einem Bruder des Königs Ludwigs des Hei¬
ligen von Frankreich antrug, begünstigte das