Full text: Die Geschichte der Deutschen

342 
Sprachen, deren Studium eben wieder aufzuleben 
begann, die bessern Köpfe in Anspruch, andern, 
theils war die Dichtkunst oder vielmehr das Dich¬ 
terhandwerk, wie man den Meistersang wol 
richtiger nennt, in kläglichen Verfall und in 
Verachtung gerathen. Nur in den Volksliedern 
strömte noch der Quell der Dichtung lauterer fort. 
Die äußern Verhältnisse des leutschen Neu 
ches waren dagegen keineswegs die erfreulichsten. 
Während die angränzenden Staaten Spanien, 
England, Frankreich rasch und kräftig an ihrer 
Wiedergestaltung aus dem langen Zerfall durch 
das Lehenwesen arbeiteten, lag der teursche 
Reichskörper zerissen und kraftlos da, und von 
Osten her droheke ihm ein Feind, gewaltiger und 
fürchterlicher, denn jemals Einer. Nachdem das 
griechlsche Reich, längst in fernem Innern morsch, 
schon über ein Jahrhundert in dem Anstürmen 
der osmanischen Türken gewankt hatte, brach 
endlich seine letzte Stütze; am 29sten Mai des 
Jahres 1453 hielt der Sultan Mn hammed II. 
seinen Einzug in Konstantinopel und ans der So: 
phienkircke wehte an des Kreuzes Stelle nun 
der halbe Mond. Vergebens riefen die Papste 
Nikolaus V., Caliptus Ul. und Pius II., der 
im Jahr 1458 den päpstlichen Stuhl bestiegen 
hatte, zu einer Kreuzfahrt auf; die Zeiten der 
Begeisterung waren vorüber und ohnehin die 
leutschen Fürsten zu sehr von inner» Unruhen 
beschäftigt, als daß sie auswärtigen Angelegen, 
Heiken eine thätliche Aufmerksamkeit hätten schem 
ken können. 
Die Urheber dieser Unruhen waren vornehm: 
lich der Herzog Lud wig von Daiern-Lands, 
Hut und der Kurfürst Friedrich von der Pfalz. 
Jener hatte die Reichsstadt Donauwerth (im 
1.1458) angegriffen und seiner Herrschaft un>
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.