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Sprachen, deren Studium eben wieder aufzuleben
begann, die bessern Köpfe in Anspruch, andern,
theils war die Dichtkunst oder vielmehr das Dich¬
terhandwerk, wie man den Meistersang wol
richtiger nennt, in kläglichen Verfall und in
Verachtung gerathen. Nur in den Volksliedern
strömte noch der Quell der Dichtung lauterer fort.
Die äußern Verhältnisse des leutschen Neu
ches waren dagegen keineswegs die erfreulichsten.
Während die angränzenden Staaten Spanien,
England, Frankreich rasch und kräftig an ihrer
Wiedergestaltung aus dem langen Zerfall durch
das Lehenwesen arbeiteten, lag der teursche
Reichskörper zerissen und kraftlos da, und von
Osten her droheke ihm ein Feind, gewaltiger und
fürchterlicher, denn jemals Einer. Nachdem das
griechlsche Reich, längst in fernem Innern morsch,
schon über ein Jahrhundert in dem Anstürmen
der osmanischen Türken gewankt hatte, brach
endlich seine letzte Stütze; am 29sten Mai des
Jahres 1453 hielt der Sultan Mn hammed II.
seinen Einzug in Konstantinopel und ans der So:
phienkircke wehte an des Kreuzes Stelle nun
der halbe Mond. Vergebens riefen die Papste
Nikolaus V., Caliptus Ul. und Pius II., der
im Jahr 1458 den päpstlichen Stuhl bestiegen
hatte, zu einer Kreuzfahrt auf; die Zeiten der
Begeisterung waren vorüber und ohnehin die
leutschen Fürsten zu sehr von inner» Unruhen
beschäftigt, als daß sie auswärtigen Angelegen,
Heiken eine thätliche Aufmerksamkeit hätten schem
ken können.
Die Urheber dieser Unruhen waren vornehm:
lich der Herzog Lud wig von Daiern-Lands,
Hut und der Kurfürst Friedrich von der Pfalz.
Jener hatte die Reichsstadt Donauwerth (im
1.1458) angegriffen und seiner Herrschaft un>