Full text: Die Geschichte der Deutschen

546 
§. 65. 
Maximilian I. 
Ganz das Gegentheil seines VaterS, ver/ 
schivrnderrsch freigebig, wo dieser sparsam an 
sich haltend, rasch isnb ritterlich kühn zufahrcnd, 
wo dieser unschlüssig zaudernd gewesen war, trat 
nun Maximilian an die Verwaltung des Reiches. 
Auch er hat das nicht geleistet, was vielleicht 
seine Zeitgenossen von ih,n erwarteten; denn er 
gehörte nach seiner ganzen Eigenthümlichkeit eü 
ner verschollenen Bildung an, in die eng-vere 
schlnngencu Verhältnisse seiner Gegenwart, die 
durch die ganz veränderte Stellung der Völker 
zu einander, die ganz urngcbitdete Verfassung und 
den erhöhten Stand der Bildung derselben völr 
lich von der Vergangenheit abgebrochen war/ 
wußt' er stch nicht zu finden. 
Die Völker hatten sich 'um diese Zeit anS 
der langen Zerissenheit, in die sie durch die Völ, 
kerwanderung, und aus der Erstarrung, in die 
sie durch das Lehenwesen gerathen waren, erhör 
ben. Durch eine mehr sichere und einheitliche 
Verfassung in ihrem Innern fester zusammenger 
halten und durch eine schärfer ausgeprägte Volk- 
thümiichkeit strenger nach Außen hin abgeschlosi 
sen, standen die Staaten Europa's in enger, 
fester Fügung da. Kein einzeter Theil konnte 
brechen, verrückt werden oder wanken, ohne daß 
der ganze Staatenbau erschüttert worden wäre. 
«Seit 1485 suchte England unter seinem Salor 
mo, Heinrich VIJ., tie durch den langen Streit 
der rothen und weißen Rose zerissenen Kräfte zu 
einigen, um fortan das Schiedsrichteramt zwü 
scheu den Königen zu übernehmen und das Ger 
wicht seiner Macht in die Waagschaale zu legen, 
wenn das Gleichgewicht gestört würde. Die Völr
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.