148
Zweiter Teil. In Dorf und Heimat
dieser Halle. Ganz anders geformt ist ein Gebilde an der gegenüber¬
liegenden Seite. Dasselbe hat ganz genau die Form eines Schinkens und
ist einem solchen so ähnlich, daß man deutlich die Speckschicht von dem
Magerfleisch unterscheiden kann. Daneben sieht man den Durchschnitt
durch eine Speckseite, und von der Decke scheinen als Vervollständigung
der Speisekarte mehrere Mohrrüben herunter zu hängen, hiermit sind
die Speisevorräte jedoch noch nicht erschöpft. Gerade gegenüber erblicken
wir eine Räucherkammer, die mit Schinken und Speckseiten reichlich
beschickt ist. Line Treppe von acht Stufen führt uns aufwärts in die
Nixengrotte. Am Eingang liegen riesige abgestürzte Blöcke. Gleich
links ist ein zierliches Wasserbecken, das Nixenbad genannt, wenden wir
den Blick links, so blicken wir in eine Grotte hinein, die ein zierliches
Schweizerdorf enthält. Man sieht deutlich den Kirchturm und verschie¬
dene kleinere Türme aufragen, von der höhe herab scheinen sich in
vielen Abstufungen großartige Gletscher in die tiefe Schlucht hinab zu
ergießen. Beim Weitergehen lenken wir unsre Aufmerksamkeit rechts
auf die Klausnergrotte, eine zierliche höhle, die sich weit in den Felsen
hineinzieht. Im Hintergründe steht eine Figur, die den Klausner vor¬
stellt. An derselben Seite blicken wir in das Burgverlies. Lin gewal¬
tiger, frei herabhängender Stein zur Rechten stellt das geöffnete Stein¬
tor vor. In der Tiefe des Verlieses stehend, sehen wir rechts in einer
Spalte weiße Tropfsteingebilde, die in Form eines gewaltigen Gießbaches
aus bedeutender höhe herniedersteigen. Die herabwallenden Fluten sind
frisch gefallenem Schnee täuschend ähnlich.
Die weitere Wanderung führt uns in die Gletscherschlucht. Stau¬
nend stehen wir hier vor einem schneeweißen Gletscher, der aus mächtiger
höhe herniedersteigt. Einige Schritte weiter führen uns zur Drachen-
höhle. Darin ist ein Gebilde, das einem gewaltigen Höllendrachen gleicht,
der sich aus der Tiefe heraufzuwinden scheint. Der Kopf ist mit einem
Auge und einer herabwallenden Mähne versehen, auch tritt die hals-
muskulatur deutlich hervor. — Nach kurzer Wanderung gelangen wir
in die Blaue Grotte. Mit Entzücken steht jeder wie festgebannt von dem
Anblick, den dieser Raum darbietet. Vas kristallklare Wasser, das den
Boden bedeckt und nach vorn in einem Bächlein abfließt, erstrahlt in
bläulich grünem Schimmer. Nur schwer kann man sich von dem An¬
blick trennen. Doch wir müssen weiter und treten in die Kapelle ein.
Im Hintergründe, an die Felswand gelehnt, steht ein aus alabaster¬
weißen Tropfsteinen gebildeter Altar, vor dem Altartische sieht man
zwei Säulen, die man als Meßdiener ansehen kann. Unwillkürlich wird
man beim Anschauen dieser Formen in eine weihevolle Stimmung
versetzt. Gleich hinter dem Altare hängen vor einer Felsenplatte die
zwei prachtvollsten Gardinen der ganzen höhle. Sie sind von außer¬
gewöhnlicher Länge und Breite. Die vordere ist gelblich und der ganzen
Länge nach mit einem dunkeln Faden eingesäumt, die Hintere dagegen
rein weiß. Jeder Besucher steht staunend vor diesem Wunderwerke der
Natur, das wie von Künstlerhand gewebt ist.
wir steigen auf und nieder und durchwandern weitere Grotten, die