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vermag. Mit ihrer feinen Flughaut empfindet sie die Nähe von
Gegenständen schon, ehe sie dieselben berührt, wie wir die Nähe
des Ofens oder der offenen Türe im Dunkel an dem warmen
oder kalten Luftzuge erraten.
Sobald die Fledermäuse von ihrem Fange gesättigt sind
oder der anbrechende Tag ihrer Jagd ein Ende macht, suchen sie
wiederum ihre Schlupfwinkel auf. Die einen kriechen in hohle
Bäume, andere verstecken sich unter die Strohdächer der Scheunen
und wieder andere schlüpfen auf die Böden der Kirchtürme, in
Ruinen oder unbenützte Schornsteine. Sonderbar ist die Art und
Weise, wie sie auszuruhen und zu schlafen pflegen. Statt sich
wie die Hausmäuse oder wie Katze oder Hund hinzulegen, haken
sie sich mit den Krallen der Hinterfüße an Vorsprüngen ihres
Verstecks auf und lassen den Körper herabhängen, den Kopf zu
unterst. Obschon sie gern in zahlreichen Haufen beisammen
rasten, sind sie doch untereinander sehr unverträglich, schreien
zwitschernd einander an und beißen sich zornmütig wohl gar die
Armknochen entzwei.
Bei dem Beginn der kalten Jahreszeit fehlt ihnen die Nah¬
rung. Die Nachtinsekten sterben oder verkriechen sich; auch sind
die Fledermäuse selbst gegen die Kälte sehr empfindlich. Darum
suchen sie sich alsdann einen möglichst geschützten Schlupfwinkel,
hängen sich auf und fallen in einen festen Winterschlaf. Kommen
mitten im Winter einmal ein paar warme Tage, und erscheinen
im Dämmerlichte Mückenschwärme, so wachen auch die Fleder¬
mäuse auf und nehmen hurtig einen Mund voll nach dem langen
Fasten, fallen aber sogleich wieder in Schlaf, sobald die Kälte
von neuem anfängt, um erst in der wärmeren Jahreszeit wieder
aufzuleben. Ccm. Wazner.
+ 211. Die Eule.
Die Eule hat große, klare, bedächtige Augen und ein außer¬
ordentlich feines Gefieder. Ihr Flug ist so leise, daß auch das
feinste Ohr nicht das geringste Geräusch dabei vernehmen kann.
Sie sieht so unbefangen und arglos aus, daß man glauben sollte,
man könnte ihr in allem vertrauen. Aber der Schein trügt.
Sie hat einen krummen Schnabel und scharfe Krallen, was eine
bedenkliche Sache ist. Auch will sie von dem Tageslichte nichts
wissen, sondern sucht sich vor demselben zu verbergen. Wird sie
bei Tage aus ihrem dunkeln Schlupfwinkel hervorgezogen, so ver¬
liert sie alle Besinnungskraft und es wird ihr nicht eher wieder