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gleich stand. — Ebenso wurden die Ansichten
über dle persönlichen Verhältnisse des Bauern¬
standes, seit die Fürsten die Landeshoheit er¬
rungen hatten und die Hörigkeit zur Landesun-
terrhanigkeit geworden war und seit die Geichr-
ten hauptsächlich durch die Begriffe des römi¬
schen, von dem urteutschen himmelweit verschie¬
denen, Persouenrechtes geleitet wurden, sehr
zweifelhaft. Auf diese Weise kamen den ei¬
genen Leuten oft die Rechte freier Bau¬
ern zu gut, wahrend diese dagegen cinzele La¬
sten, welche rechtlich nur jenen oblagen, über¬
nehmen mußten.
Es ist eine bekannte Wahrheit der Geschich¬
te, daß solche Regierungen, die geräuschlos und
nicht durch große kriegerische Thacen ausgezeich¬
net vorüberflteßen, für die Völker gewöhnlich
die glücklichsten sind; zum Beleg dafür dient
auch die lange Regierungszeir Friedrich's HI.*
und selbst die Maznmilian's, da bei all' seinen
Zügen das teutsche Reich wenig gab und wenig
litt. Der Wohlstand des Volkes halte sich
unter ihnen außerordentlich gehoben, in den
Städten war Relchkhum, Pracht und freudiger
Genuß des Lebens. Diese Güter waren vor¬
nehmlich die Früchte des Handels, der trotz
aller Hindernisse fortgrünte, gepflegt von der
Mächtigen Hand der Städte, die seine Störun¬
gen oft hart genug rächten; wie mau z. B.
lange Zeit in Quedlinburg einen eisernen Ka-
fich vorwies, der einem der Weglagerung schul,
digeu Grafen zur Behausung gedient harte.
Uebrigens erhielten in dieser bedeutungsvol¬
len Zeit auch die Verhältnisse des europäischen
Handels, zum großen Nacktheit Teutschlands,