sich der dünkelhaften Meinung hingibt, elnzu-
sehen, wie cé hätt^besser gehen können, und
wo man die Völker Tnd Fürsten sich nur einsei¬
tig gegenüber stehen sieht, ohne zu erkennen, daß
die Geschichte das Weltgericht ist, welches über
die Voiksgeister ergehet, hat Ludwig XIV. von
tentschen Geschichtschreibern manches harte Ur,
tí)eil erfahren muffen - weil er allerdings gegen
das tcutsche Reich die Gesinnung eines hab¬
süchtigen Nachbareu yeeffenbart har. Wenn e6
aber Vollendung des Wtffcns ist und Weisheit,
ln demjenigen- was vor Augen steht, daö Wah¬
re und Allein-Wahre zu erkennen, weil es von
Gott ist und Gorr mir Lügen.nicht umgehet;
wenn wir in dem Gange der Geschichte die Lei¬
tung der Gottheit, und in der Art, wie die
freie Thar des Eiuzeien in die Fügung des Gan¬
zen einwirkt, die Vollstreckung ihres Willens in
Demuth verehren: so mühen wir auch den Ein¬
fluß, welchen Ludwig X!V. als Muster der Zeit
Und Lenker ihrer Bewegungen aus Teutschland
gehabt, und selbst die Kriege, die er veranlaßt
hat, als wohlkhäng in ihren Folgen anerkennen.
Einer genauern Betrachtung stellen sie sich wirk¬
lich in dieser Eigenschaft dar. Denn wenn auch
die Entwickelung deS tnnern Lebens in der Ge¬
genwart durch sie gehemmt, ja selbst zurückge-
drangt ward; so ward in der Anregung durch
das Muster Frankreichs und durch die forrgehcn,
den, alle Kräfte weckenden Reibungen in eben
dem Maße die Ausbildung der äußeren Formen
der Staaten beschleunigt, unter deren Schutz
sich späterhin eine echt volkchümliche Bildung rn
Teutschland erheben und zur Blürhe entfalten
konnte. So traurig daher auch der Anblick ist,
den Teutsch!and während dieses Zeitraums dar,
liieret; so waren die langen Kampfe mich! er,
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