92 Des Mittelalters IV. Periode.
ms König Emanuel der Große, der seit 1495 Portugal
beherrschte, nützte die Entdeckung mit großem Eifer; Por¬
tugals Handel wurde mit jedem Jahre ausgebreiteter,
Entdeckungen folgten auf Entdeckungen, und der ost-in¬
dische Handel machte Portugal zu einem der reich¬
sten Lander in Europa. Emanuels Negierung
ward einstimmig das goldene Zeitalter genannt.
§. 111. Spanien.
Spanien (§. 86.) bestand am Anfänge dieser Periode aus
mehreren christlich-gothischen Reichen, und dem ara¬
bischen Reiche Granada. Die christlichen Reiche stoßen
allmahlig durch Vermählung und Waffengewalt in
den Königreichen Kastilien und Arragonien zusammen,
1469 und auch diese wurden durch die Verbindung der Erbprin-
zessinn Jsabella von Kastilien mit dem Erbprin¬
zen Ferdinand von Arragonien vereinigt.
Das vereinigte Reich umfaßte jetzt den größten Theil der
Halbinsel. Ferdinand fühlte sich stark genug, das ge¬
haßte arabische Reich umzustürzen. Er siel es mit
1492 großer Macht an, und unterwarf Stadt und Land Gra¬
nada nach einem 10jährigen Kampfe seiner Herr¬
schaft, und gestattete dem König Abu Abdallah freien
Abzug nach Afrika. Auch dessen ehemaligen Unterthanen
wurde ein dreijähriger Termin zur Auswanderung gegeben,
wofern sie nicht zum Chriftenthume übergehen wollten.
Aber das Inquisitionsgericht drückte die Araber
schon im ersten Jahre so hart, daß sie in großen Schaaren
nach Afrika hinübersetzten, und als geschworene Feinde der
Spanier deren Küsten plünderten, und ihre Seefahrt stör-
1493 ten. So entstanden die sogenannten Raubstaaten in
Nord-Afrika, welche sich noch bis auf unsere Tage be¬
haupten, mit Ausnahme von Algier, das seit dem 5. Juli
1850 eine französische Besitzung ist.
§. 112. Kolumbus.
1492 In demselben Jahre, in welchem das arabische Reich
erobert wurde, entdeckte Christoph Kolumbus (Kolon),
der Sohn eines Wollenfabrikanten von Genua, den neuen
Erdtheil Amerika. •— Zwischen dem östlichen Asien und
dem westlichen Europa kannte man vor 1492 kein Land.