Full text: Grundriss der allgemeinen Weltgeschichte

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94 Des Mittelalters IV. Periode. 
Später entdeckte Kolumbus die Inseln Kuba und Hai¬ 
ti, und auf seinen folgenden drei Reisen die Inseln Gua¬ 
deloupe, Portoriko, Jamaika, und endlich das feste 
i4!>?Land von Amerika. — Allein für seine Verdienste wurde 
Kolumbus schlecht belohnt; man hielt jetzt die gemachte 
Entdeckung für eine leichte Sache, schilderte ihn als einen 
gefährlichen Mann, und schleppte ihn, den Weltent¬ 
decker, gefesselt nach Spanien zurück. 
Hier ward freilich seine Unschuld entdeckt; aber die 
niedrige Behandlung hatte den großen Mann so innig be¬ 
trübt, daß ihn die Lossprechung wenig rührte, und der 
150« Gram am 20. Mai 1506 zu Valadolid sein thatenreiches 
Leben endete. Der Leichnam des Entseelten wurde nach 
St. Domingo geführt, und dort, mit den grausen Ket¬ 
ten angethan, zur Erde bestattet. Im Jahre 1796, du sich 
die Neger auf Domingo empört hatten, brachte man die 
theuern Ueberreste nach Kuba, und setzte sie in der Cathe- 
dralkirche der Hauptstadt Havanah bei. ' 
Die erste umständliche Beschreibung der Länder, 
welche Kolumbus entdeckt hatte, gab der Florentiner 
Amerikus; daher bekam der neue Erdtheil, der noch kei¬ 
nen Namen hatte, den Namen Amerika. Die Inseln zwi¬ 
schen Nord- und Süd-Amerika nannte man West-Indien; 
und seit der Zeit heißt das eigentliche Indien im süd-östli¬ 
chen Asien: Ost-Indien. 
§. 114. Die spanische Weltherrschaft. 
i4!>2 Die Eroberung Granadas, und die Entdeckung von 
Amerika gab dem königlichen Paare — Ferdinand und 
Jsabella den höchsten Gipfel des Ruhmes, der Macht und 
des Neichthumes. Aus Amerika und den ausgebreitcten 
Besitzungen in Europa floß eine Fülle von Schätzen in 
die Kassen der Krone. Limen es, Kardinal, Erzbischof 
von Toledo und erster Staatsminister, einer der größten 
Männer, die Spanien je hervorgebracht hatte, nahm an 
dieser Glorie vorzüglichen Antheil, und selbst seine viele 
Feinde hatten den Muth nicht, ihm eine ehrende Stelle 
unter den erhabenen Geistern abzusprechen. 
Ferdinand und Jsabella hatten nur eine Tochter, Jo¬ 
hanna mit Namen. Diese wurde mit dem Erzherzoge 
1496Philipp von Oesterreich, dem Sohne des Kaisers Maxi-
	        
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