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Ist es beim Höllischen Jäger das Soldatenglück, das ihm alles bedeutet,
so ist es beim Pappenheimer Kürassier die Soldatenehre, die sein Selbst-
gesühl ausmacht, die ihm lieber ist als das Glück: es ist der Soldatenstand,
den er liebt um des Standes willen, ohne jede Nebenrücksicht auf Gewinn und
Beute. Hier steigt das Soldatenpathos ans eine Höhe, die an das Heroische reicht:
Der Soldat muß sich können fühlen.
Wer's nicht edel und nobel treibt,
Lieber weit von dem Handwerk bleibt.
Soll ich frisch um mein Leben spielen,
Muß mir noch etwas gelten mehr.
Lder ich lasse mich eben schlachten
Wie der Croat — und muß mich verachten.
Wie der Höllische Jäger hat auch er die Welt durchstreift, viel gesehn
und erlebt, aber was ihn am mächtigsten angezogen, das war nicht das
Soldatenglück, wo es am günstigsten scheint, sondern nur die Wassen.
Hab' den Kaufmann gesehn und den Ritter
Und den Handwerksiuann -und den Jesuiter,
Und kein Rock hat mir unter allen
Wie mein eisernes Wams gefallen.
Er verachtet nicht, wie der Höllische Jäger, die übrigen Stände der
Welt, er liebt nur den seinigen über alles: er hat die echte Soldatenlaune,
den reinen Soldatenhumor:
Will einer in der Welt was erjagen,
Mag er sich rühren und mag sich plagen;
Will er zu hohen Ehren und Würden,
Bück' er sich unter die goldnen Bürden °,
Will er genießen den Vatersegen,
Kinder und Enkelein um sich pflegen,
Treib' er ein ehrlich Gewerb in Ruh', v
Ich — ich hab kein Gemüt dazu.
Frei will ich leben und also sterben,
Niemand berauben und niemand beerben,
Und auf das Gehudel unter mir
Leicht wegschauen von meinem Tier.
Diesen beiden, dem Jäger und dem Kürassier, voil denen jeder in
seiner Art ganz Soldat ist, stellen wir gegenüber die gutmütigen Tiefen¬
bacher mit ihrer heimlichen Neigung zum friedlichen Bürgerleben, diese Phi¬
lister unter den Soldaten, denen gar nicht behaglich ist in dem wilden Kriegs¬
treiben und unter den eisernen Röcken. Wie der Pappenheimer sagt: „Und
kein Rock hat mir unter alleil wie mein eisernes Wams gefallen," — wirft
der Tiefenbacher ein: „Ne, das kann ich eben nicht sagen." Und nun die
Wendt, deutsches Lesebuch III. 12