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feit zu führen hatte, die nicht nur im Osten das König¬
reich Ungarn überfielen, wovon nachher weiter erzählt
werden soll, sondern indem sie jetzt auch die Raubstaaten
an den Nordküsten von Afrika errichteten, dadurch auch
für die Küsten der Westländer, vorzüglich Spaniens und
Italiens sehr gefährlich wurden, so daß Karl V. im I.
1535 einen Seezug nach Afrika unternahm, und dort den
Türken Tunis entriß, wodurch er also als ein neuer
Vertheidiger der Christenheit erschien. Um desto größe¬
res Aufsehen mußte es auch in der Christenheit erregen,
als jetzt König Franz die Türkennoth Karls benutzte,
und nicht nur mit dem türkischen Sultan SolimánII. ein
heimliches Bündniß anknüpfte, wodurch er schon der
Christenheit ein Aergerniß gab, sondern wahrend noch
Karl auf seinem Zug nach Afrika abwesend war, fing
er den dritten Krieg in Italien an, indem er wegen des
Aussterbens des herzoglichen Hauses Sforza in Mailand
neue Ansprüche auf dieses Herzogthum machte, und als
Ursache des Kriegs die Hinrichtung seines Stallmeisters
Maraviglia angab, die in Mailand geschehen war« So
begann dieser dritte Krieg im 1.1535. Auf das schnellste
eilte nun Karl aus Afrika nach Italien zurück, wo er
in Rom vor dem Pabste und vor einer großen Versamm¬
lung vieler europäischen Gesandten den König Franz
gleichsam vor aller Welt als einen offenbaren Feind der
Christenheit anklagte, und bei dem weiteren Fortgange
dieses Kriegs, der wieder vorzüglich in Ober-Italien
geführt wurde, war es vorzüglich merkwürdig, daß Karl
mit einem Kriegsheer von Italien her in die Provence
und also in Franzens Königreich selbst einfiel, welches
er jetzt erobern und in einzelne Stücke zertheilen wollte,
um sich von diesem Feinde ganz zu befreien. Doch trat
ihm hier ein Feldherr Franzens, der Herzog von Mont-
morency, so klug entgegen, daß er Karln bald wieder
zum Abzug zwang, und dadurch das Königreich rettete.
Und wie nun ihre Kriegsheere in Ober-Italien und in
den Niederlanden noch gegen einander fochten, so drang
indeß der türkische Sultan Solimán II. als Franzens
Verbündeter so furchtbar in Ungarn vor, daß der nun¬
mehrige Pabst für die Christenheit fürchtete, und daß er
durch seine Bitten die beiden Krieg führenden Herrscher ver-