28
bei einem wie dem anderen Gegenstände an das beliebte Schema: Name,
Teile, Eigenschaften, Nutzen oder Schaden, und weiß er das ganze Lehr¬
gespräch nicht anders einzurichten, als daß er ermüdende und spielend
leicht zu beantwortende Fragen nach einzelnen Wörtern stellt, die sich
schließlich bei jedem Tiere, jeder Pflanze in gleicher Form wiederholen,
oder sagt er alles in einer gewissen kindisch steifen Form vor, dann darf
er auf wahres Interesse und überhaupt einen Nutzen seiner Unterhaltung
nicht rechnen.
Damit soll aber keineswegs gesagt sein, daß wir ein plan- und
zusammenhangloses Gespräch wünschen, und daß der Lehrer die Gedanken¬
führung dem Zufalle und seinen klugen Einfällen oder seinem praktischen
Geschicke überlassen solle. Das wäre wenigstens für Anfänger der aller¬
verfehlteste Weg; sondern es hat sich jeder vorher einen bestimmten,
logisch gegliederten Plan zu entwerfen, Material zusammen¬
zusuchen, und sei dies auch noch so gering, und ordnende Gesichtspunkte
festzustellen und zu fixieren. Ein Hin- und Herführen der Gedanken
ohne geistiges Band führt trotz mancher Schlüsse zu keinem günstigen
Resultate. Maßgebend für die Stoffmenge sind die bisherigen Erfahrungen
der Kinder, für die Gruppierung und Gliederung wie für die Tiefe der
Betrachtung im allgemeinen ist es der geistige Standpunkt der Mehrzahl
derselben. Es wird sich z. B. bald nach Ostern die Betrachtung ganz
anders gestalten als am Schlüsse des Jahres, und in gehobenen Bürger¬
schulen wird man ganz anders zu reden haben als in überfüllten Landschulen,
selbst Ackerbaubevölkerung liefert anderes Material als Jndustriebezirke.
Aber fast jedes Objekt hat seine eigenen Gesichtspunkte, von denen aus
es zu betrachten ist, jedes seine eigenen Verhältnisse, unter denen es uns
nahe tritt.
Nicht die Menge des Stoffes, die möglicherweise in einer Stunde
durchgenommen werden kann, gibt Zeugnis von einem guten Unterrichte
— braucht doch der geübte Lehrer in der Regel viel weniger als der
Anfänger —, sondern die beste Wahl, d. h. die weiseste Beschränkung
und vor allem die lückenlose Aneinanderreihung der Gedanken.
Nur ein lückenloses Fortschreiten ist der Apperzeption günstig. An die
gegebene Antwort muß sich sofort, ohne lange Pause, die neue, inhalt¬
lich eng mit jener verbundene Frage schließen und daran ebenso rasch
eine zweite und dritte, damit die Kinder gar nicht Zeit gewinnen, den
Faden zu verlieren. Bevor aber zu etwas Neuem übergegangen wird, ist
stets zurückzublicken und die Hauptsache zu wiederholen, und zuletzt sind
alle gewonnenen sogenannten Resultatsütze als einzuprägender
ist dünn und gerade. Die Spitze ist etwas gekrümmt. Die Augen sind klein und
sanft. Der Rumpf ist eiförmig usf.
Und vom Pferde: Der Kopf ist länglich? Wo hat das Pferd seine Nase?
Was für eine Brust hat das Pferd? Wieviel Beine hat das Pferd. Die letzte
Frage ist für zwei- bis dreijährige Kinder passend, die vorletzte gar nicht zu be¬
antworten.
Diese Beispiele sind meist entlehnt dem Handbuche des Anschauungsunter¬
richtes von Zimmermann. In den dort zusammengetragenen Stoffhaufen
kommen derartige Fragen in Menge vor.