Full text: Vorschule der Geschichte Europas

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bei einem wie dem anderen Gegenstände an das beliebte Schema: Name, 
Teile, Eigenschaften, Nutzen oder Schaden, und weiß er das ganze Lehr¬ 
gespräch nicht anders einzurichten, als daß er ermüdende und spielend 
leicht zu beantwortende Fragen nach einzelnen Wörtern stellt, die sich 
schließlich bei jedem Tiere, jeder Pflanze in gleicher Form wiederholen, 
oder sagt er alles in einer gewissen kindisch steifen Form vor, dann darf 
er auf wahres Interesse und überhaupt einen Nutzen seiner Unterhaltung 
nicht rechnen. 
Damit soll aber keineswegs gesagt sein, daß wir ein plan- und 
zusammenhangloses Gespräch wünschen, und daß der Lehrer die Gedanken¬ 
führung dem Zufalle und seinen klugen Einfällen oder seinem praktischen 
Geschicke überlassen solle. Das wäre wenigstens für Anfänger der aller¬ 
verfehlteste Weg; sondern es hat sich jeder vorher einen bestimmten, 
logisch gegliederten Plan zu entwerfen, Material zusammen¬ 
zusuchen, und sei dies auch noch so gering, und ordnende Gesichtspunkte 
festzustellen und zu fixieren. Ein Hin- und Herführen der Gedanken 
ohne geistiges Band führt trotz mancher Schlüsse zu keinem günstigen 
Resultate. Maßgebend für die Stoffmenge sind die bisherigen Erfahrungen 
der Kinder, für die Gruppierung und Gliederung wie für die Tiefe der 
Betrachtung im allgemeinen ist es der geistige Standpunkt der Mehrzahl 
derselben. Es wird sich z. B. bald nach Ostern die Betrachtung ganz 
anders gestalten als am Schlüsse des Jahres, und in gehobenen Bürger¬ 
schulen wird man ganz anders zu reden haben als in überfüllten Landschulen, 
selbst Ackerbaubevölkerung liefert anderes Material als Jndustriebezirke. 
Aber fast jedes Objekt hat seine eigenen Gesichtspunkte, von denen aus 
es zu betrachten ist, jedes seine eigenen Verhältnisse, unter denen es uns 
nahe tritt. 
Nicht die Menge des Stoffes, die möglicherweise in einer Stunde 
durchgenommen werden kann, gibt Zeugnis von einem guten Unterrichte 
— braucht doch der geübte Lehrer in der Regel viel weniger als der 
Anfänger —, sondern die beste Wahl, d. h. die weiseste Beschränkung 
und vor allem die lückenlose Aneinanderreihung der Gedanken. 
Nur ein lückenloses Fortschreiten ist der Apperzeption günstig. An die 
gegebene Antwort muß sich sofort, ohne lange Pause, die neue, inhalt¬ 
lich eng mit jener verbundene Frage schließen und daran ebenso rasch 
eine zweite und dritte, damit die Kinder gar nicht Zeit gewinnen, den 
Faden zu verlieren. Bevor aber zu etwas Neuem übergegangen wird, ist 
stets zurückzublicken und die Hauptsache zu wiederholen, und zuletzt sind 
alle gewonnenen sogenannten Resultatsütze als einzuprägender 
ist dünn und gerade. Die Spitze ist etwas gekrümmt. Die Augen sind klein und 
sanft. Der Rumpf ist eiförmig usf. 
Und vom Pferde: Der Kopf ist länglich? Wo hat das Pferd seine Nase? 
Was für eine Brust hat das Pferd? Wieviel Beine hat das Pferd. Die letzte 
Frage ist für zwei- bis dreijährige Kinder passend, die vorletzte gar nicht zu be¬ 
antworten. 
Diese Beispiele sind meist entlehnt dem Handbuche des Anschauungsunter¬ 
richtes von Zimmermann. In den dort zusammengetragenen Stoffhaufen 
kommen derartige Fragen in Menge vor.
	        
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