Full text: Vorschule der Geschichte Europas

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den, so daß sie in Prag auf das Rathhaus stürmten, 
und die Räche des Kaisers, die eben dort versammelt 
saßen, aus dem Fenster stürzten. Ja, bei weiterem Fort¬ 
gang dieser Dinge wollte sich nun Böhmen, weil es auch 
ein Wahlreich war, ganz von ihm losreißen.p Die Böh¬ 
men sagten ihm dem Gehorsam.auf und wählten einen 
deutschen Fürsten, den Kurfürsten Friedrich V. von der 
Pfalz, zu ihrem Könige, welcher auch nach Prag kam. 
Aber sie hatten sich in dem Charakter dieses Fürsten sehr 
getäuscht, denn nachdem er ihre Krone empfangen, be¬ 
nahm er sich in seinem Uebermuth so nachlässig und 
thöricht, daß durch seine Schuld alles verdorben wurde. 
Als die kaiserlichen Truppen nach Prag heranrückten, 
wurde er in der Schlacht am weißen Berge, im 1.1620, 
so geschlagen, daß er gar kläglich Wiederaus dem Lande 
entfliehen mußte, und Böhnren mußte um desto härtere 
Strafe und Unterwerfung erleiden. Bei derselben wollte- 
es aber Ferdinand nicht bewenden lassen, sondern weil 
^ die protestantischen Fürsten in Deutschland sich zur Theil- 
nahme au dem böhmischen Aufstand geneigt gezeigt hat¬ 
ten, so wollte er ihnen bei dieser Gelegenheit ihre Reli¬ 
gionsfreiheiten auch wieder entziehen, und sie mußten 
endlich auch gegen ihn zu den Massen greifen, wodurch 
denn nun eigentlich, in Folge der böhmischen Unruhen, 
der dreißigjährige Krieg entstand. Indem sich jetzt un¬ 
ter den deutschen Fürsten selbst wieder zwei feindselige 
Bündnisse gebildet hatten, die katholische Ligue und die 
protestantische Union', so brach hier die Kriegsflamme 
um so leichter aus, und in den ersten Jahren des Krieges 
wurde der Feldherr der katholischen Ligue, Tilly, ein Mann 
von schrecklicher Grausamkeit, so furchtbar, daß die Pro¬ 
testanten, obgleich sie auch tapfere Helden unter sich hat¬ 
ten, wie Ernst von Mansfeld und Christian von Braun¬ 
schweig, sich doch nach auswärtiger Hülfe umsehen mu߬ 
ten. Sie fanden dieselbe bei dem Könige Christian IV. 
von Dänemark, einem jungen kriegslustigen König, der 
mit Kriegstruppen nach Deutschland kam, um das ganze 
protestantische Kriegsheer anzuführen. Aber auch jetzt 
ging es nicht glücklicher, denn Tilly schlug den dänischen 
König in einer Schlacht im Lüneburgischen, bei Luther 
am Barenberge, im I. 1626, so gänzlich, daß dieser
	        
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