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Dieser begehrte, man sollte I)r. Luther nach Rom schaffen. Der 
Kurfürst Friedrich zu Sachsen aber wußte es zu bewirken, daß 
man Di-. Martin zu Augsburg verhörte. Also kam Dr. Luther zu 
Fuß gen Augsburg mit des Kaisers Schreiben an den Rath. Seine 
Freunde verwunderten sich über seine Kühnheit, daß er ohne Geleit 
nach Augsburg komme und hießen ihn in einem Kloster bleiben, 
bis sie ihm bei dem Kaiser ein frei und sicher Geleit ausbrächten. 
Inzwischen forderte der päpstliche Legat Di-. Luther zu sich. 
Aber Luther erklärte, daß er auf Bescheid vom Kaiser warten 
wolle, worauf der Bote des Kardinals sagte: »Meinst du, Fürsten 
und Herren werden sich deiner annehmen und dich wider den rö¬ 
mischen Stuhl vertheidigen? Wo willst du sicher sein und bleiben?« 
Di-. Luther gab eine kurze, freudige Antwort: »Unter dem Him¬ 
mel!« Bald darauf kam das Geleit, und nun erschien er vor dem 
Kardinal in voller Demuth und Ehrerbietigkeit. Der Kardinal ließ 
sich mit freundlichen Worten hören und bot dem Di-. Luther Gnade 
und große Förderung an, sofern er nur widerrufe, was er bisher 
gepredigt und geschrieben habe. Di-. Luther ließ sich vernehnien, er 
wolle dies von Herzen gerne thun, sofern er mit Gottes Wort über¬ 
wiesen werde, was er unrecht gelehrt habe. Darauf beschuldigte 
Cajetan den Di-. Luther der Ketzerei und forderte, er solle wider¬ 
rufen. Di-. Luther wollte und konnte das nicht thun, weil er für 
seine Lehre guten und gewissen Grund aus Gottes Wort hatte. — 
Der Legat hatte hieran kein Genüge. Weil derselbe auf Luthers 
Briefe, in denen dieser seine Meinung schrieb, keine Antwort gab, 
ward allen Freunden dieses lange Stillschweigen verdächtig, also, 
daß sie böse Anschläge befürchteten. Daher verschaffte Staupitz 
Di-. Luther ein Pferd; der Rath von Augsburg gab ihm einen alten 
Ausreiter mit, der die Wege wußte, und Herr Christoph Lange¬ 
mantel half ihm des Nachts durch ein Pförtlein aus der Stadt. 
Da ritt er den ersten Tag acht Meilen, hernach etwas langsamer 
und kam glücklich nach Wittenberg zurück. 
Als der Papst sah, daß er des Di-. Luthers freudige und stand¬ 
hafte Lehre mit Gewalt nicht dämpfen könne, fertigte er seinen 
Kämmerling Karl von Miltitz ab an den Kurfürsten von Sach¬ 
sen, dem er auch eine geweihete Rose mitsandte. Er begehrte vom 
Kurfürsten, er solle den Di-. Luther gen Rom stellen oder ferner in 
seinem Kurfürstenthum nicht dulden. Allein Miltitz fand wenig Ge¬ 
hör. Es war ihm jedoch vergönnt, ein Gespräch mit Di-. Luther zu 
halten, sofern man dies auch seinen Widersachern auferlegte. Da¬ 
mit war Miltitz wohl zufrieden. — Aber die Zeit war vorhanden, 
daß der Widerpart mit seiner Thorheit offenbar werden sollte. 
Denn jetzt fiel darein mit großer Heftigkeit Di-. Johann Eck aus 
Baiern; der wollte Luthers Lehre von der wahren Bekehrung wider¬ 
legen und des Papstes Ablaß vertheidigen, weshalb er zu Leipzig 
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