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rechtfertigen, ging er freiwillig in die Verbannung nach Ardea
und soll unterwegs mehrmals die Götter angefleht haben, daß sie
recht bald den undankbaren Mitbürgern seinen Verlust fühlbar
machen mögten. Dieser Wunsch ward ihm erfüllt.
§• 25. pic Gallier in Nom. 389.
' Während Rom den letzten Krieg gegen Veji führte, hatten
die Senonen, ein Stamm der wanderungslustigen und kriegerischen
Gallier, die Seealpen überstiegen und über einen großen Theil
Oberitaliens erobernd sich ausgebreitet. Unter Anführung des
Brennus drangen sie alsbald weiter vorwärts bis nach Clu-
sium, dein heutigen Chiusi, in Mitteletrurien. Hier, in dem
reichen Wein- und Kornlande, in den fetten Triften der Apen-
ninen, forderten die fremden Männer Abtretung von Land und
lagerten sich jetzt drohend um Clusium. Die erschrockenen Ein¬
wohner schickten schnell Abgeordnete nach Rom und baten um
Hülfe gegen die Macht vom Norden her: „sie hätten ja auch
den Vejern nicht gegen Rom Beistand geleistet." Der Senat
schickte vorläufig drei Gesandte aus der Familie der Fabier da¬
hin, theils um den Frieden zu ermitteln, theils um des Fremd¬
lings Macht auszukundschaften. Diese mahnten den Brennus
zur Ruhe und setzte hinzu: „Rom wolle das unbekannte Volk
lieber in Frieden als durch die Waffen kennen lernen." Bren¬
nus aber erwiederte: nur gegen Abtretung von Land würden sie
Frieden halten; sonst mögten die Gesandten selbst die Schlacht
mit anseheu, um nach Hause melden zu können, daß die Gallier
die tapfersten Männer seien. Da stutzten die Gesandten und
fragten: mit welchem Rechte er denn doch in das Gebiet freier
Männer falle? „Das Recht' — war die Antwort — führen
wir auf der Spitze des Schwertes; dem Tupfern gehört die
Welt!" Über solche'Keckheit ergrimmten die Gesandten. Wider
das Völkerrecht verbanden sie sich mit den Clusiern, und führten sie
zum Kampfe hinaus; einer von den Gesandten tödtete sogar mit
eigener Hand einen gallischen Anführer. Kaum aber war der
Gesandte erkannt, als die Gallier die Schlacht abbrachen, Clu-
siums nicht mehr gedachten und Zorn und Drohungen nur gegen
Rom richteten. Dennoch schickten sie erst Boten an den Senat
und forderten Auslieferung der treubrüchigen Römer. Der Se¬