Full text: Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht

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einander die Sklaven auf Sicilien. Die letzten Kriege hatten ihre 
Zahl bis in's Unendliche vermehrt. Diese Unglücklichen, die 
einst in ihrer Heimath selbst frei und unabhängig, zum Theil 
im Wohlstände, gelebt hatten, waren jetzt argen Mißhandlungen 
von Seiten ihrer habgierigen und gewinnsüchtigen Herrn ausge¬ 
setzt. Bei schmaler Kost mußten sie unter harten Zuchtmeistern 
die mühevollsten Arbeiten verrichten, und nach den Mühen des 
Tages fanden sie in engen, verschlossenen Behältern eine klägliche 
Lagerstätte. Ein Theil der Sklaven wurde in besonder« Caser- 
nen unter einem Fechtmeister zu Gladiatoren oder Fechtern ab¬ 
gerichtet, dann .bei großen Volksfesten und andern Festlichkeiten 
vermiethet. Dann mußten sie auf öffentlichen Schauplätzen zur 
Ergötzung der gaffenden Menge nach allen Regeln der Kunst 
auf Leben und Tod gegen einander kämpfen. 
Aus einer Gladiatorcncaserne zu Capua entliefen einst vier- 
undsiebenzig Sklaven, meist Gallier und Thracier, und riefen 
unter ihrem Führer Spartacus, einem kühnen, talentvollen 
Thracier, alle Sklaven und Gladiatoren zum Freiheitskampfe 
aus. Überall wurden die Sklavenkerker erbrochen, die Fesseln 
gelöset, und in kurzer Zeit stand Spartacus an der Spitze eines 
Heeres von 70,000 bewaffneten Sklaven. Raubend, mordend 
und brennemd durchstreiften die wilden Rotten zunächst Campa- 
nien und Lucanien und eröffneten hier einen Krieg auf Leben 
und Tod. Über zwei Jahre dauerte derselbe. Drei Prätoren 
und zwei consularische Heere wurden gänzlich geschlagen, eine 
große Menge Städte erstürmt und fuxchtbar verheert. Schon 
hatte sich Spartacus den Weg bis an die Alpen gebahnt, um 
Italien zu verlassen und sich jenseits des Gebirges anzusiedeln; 
als seine raubsüchtigen Horden ihn zur Rückkehr zwangen. Rom 
selbst, die Hauptstadt der übermüthigen Welteroberer, sollte er¬ 
stürmt und rein ausgeplündert werden; und gegen 120,000 
Sklaven setzten sich in getrennten Haufen dahin in Bewegung. 
Groß war die Gefahr der Römer. Aber Mangel an Krieges¬ 
zucht und Eintracht führte eine Trennung der Sklaven und plan¬ 
lose Streifzüge herbei; und es gelang dem Prätor M. Licinius 
Crassus, dem die Römer den Oberbefehl übertragen hatten, die 
Horden bis nach Bruttium zurückzudrängen, wo Spartacus auf 
dem Gebirge Sila eine feste Stellung nahm. Crassus vermied
	        
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