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die von dem Einflüsse griechischer Vorstellungen ganz oder doch
größtentheils frei geblieben sind. Als F e l d g ö t t e r wurden ver¬
ehrt: 1) Saturnus (Saatengott) und seine Gattin Ops
(Reichthum), die das auf dem Ackerbau beruhende Glück an-
deuteten. Die Saturnalien waren das allgemeine Erndtefest, bei
welchem vorzugsweise die Dienenden sich belustigten. 2) Ver-
tumnus, der Gott der Blüthen, und seine Gattin Pomona,
die Göttin der Früchte. 3) Flora, die Blumengöttin. 4) Pa¬
les, der Gott der Hirten, dessen Fest am 21. April, zugleich
als Gründungstag Rom's gefeiert wurde. 5) Lupercus (Pan)
der Schutzgott der Heerden gegen die Anfälle der Wölfe; zu¬
gleich auch der Gott der Befruchtung. Sein Fest, Lupercalia,
wurde am 15. Februar gefeiert. 6) Silvanus und Fau¬
nus, zwei Waldgötter; letzterer, ein Wesen unheimlicher Natur,
ertheilte theils durch Traumgesichter, theils durch geheime Töne
aus den Schluchten und Felsen der Berge Orakel den Männern,
gleichwie seine Gattin oder Tochter, die unter dem Namen der
„guten Göttin" verehrte Fauna den Frauen. 7) Carmen¬
tis und die Camenä, weissagende Nymphen, unter denen die
Egeria, welche durch den König Numa den römischen Götter¬
dienst ordnete, die berühmteste ist. — Als Hausgötter wur¬
den außer der Vesta noch insbesondere verehrt: 1) die Pena¬
ten, Schutzgötter der Familie, welche Segen, Nahrung und
Gedeihen spenden; ihnen war insbesondere der Heerd heilig.
2) Die Laren, gleichsam die Heiligen; diese waren als fried¬
liche Geister der Verstorbenen Hüter des Hauses, wie auch der
Straßen, Plätze und Wege. Ihr Bildniß stand auf dem Heerde
in einem besonderen lararium; ihr Festtag hieß compitalia. Als
böse Geister, die Unheil verkünden, galten die Larven, Le¬
muren und Lamien. 3) Janus, zunächst der Beschützer
der Thüren; dann aber auch der Gott, der den Anfang bei
allen Dingen lenkt, Alles eröffnet und schließt und mit seinem
doppelten Gesichte in das abgeschlossene Jahr zurück und in das
neu beginnende hineinschaut. Ihm war der Januar geweiht
und der Neujahrstag sein Hauptfest. Auf dem Janiculum hatte
er einen von Numa errichteten Tempel, oder vielmehr eine Ehren¬
pforte, die so lange geöffnet blieb, als die Stadt irgend einen
Krieg führte.