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gegründet hatte. Der Papst suchte ihn zwar durch Dro-
hungSbullen zu schützen; aber da sich eine bessere Gele¬
genheit darboth, scheint er selbst seine Ansprüche aufgege¬
ben zu haben. Herzog Conrad von der Masau war
nicht im Stande, den heidnischen Preußen zu widerstehen,
und rief im Jahre 1226 die Ritter, deren Tapferkeit weit
und breit erschollen war, zu seinem Beystande herbey, in¬
dem er ihnen nicht nur ein ansehnliches Gebieth, sondern
auch den Besitz aller Eroberungen anboth. Diesem An¬
trage folgten sie: Hermann Dalk führte die ersten
Schaaren an die Weichsel, die bald aus allen Landern
verstärkt wurden. Erst nach einem dreyundfnnfzig-jähri¬
gen Kampfe war die Kraft der Preußen gebrochen, und
das Land unterjocht, das nun das Eigenthum des Ordens,
der Mittelpunct seiner Macht wurde. Conrad von
Feuchtwan geil hatte den hochmeisterlichen Sitz nach
Marburg, und Siegfried von Feuchtwangen nach
Marienburg verlegt*).
Aber nicht nur in den geistlichen Ritterorden, son¬
dern auch in den mannigfaltigsten Dichtungen
sprach sich der Geist des Ritterthums aus. Zn der Pro¬
vence und in Catalonien blühete dieser Heldengesang im
Laufe des zwölften Jahrhunderts zuerst und am schönsten.
Aus Frankreich verbreitete er sich nach der Schweiz, Ita¬
lien, dem südlichen Deutschland, und nach Thüringen.
Za selbst in England und Schottland erklangen seine tie¬
fen, gemüthlichen Töne.
Die Folgen des Ritterthums haben fortgedau¬
ert, nachdem es selbst, dem veränderten Geiste der Zei-
*) S. I. Voigt »Geschichte MarienburgS, der Stadt und
des Haupthauses des Deutschen Ritter. Ordens in Preus¬
sen.^ Königsberg, 1824.