14
des Kreuzzuges gestellt werden. Auch der Papst, ob¬
gleich feyerlich zur Führung eingeladen, lehnte den An¬
trag ab: „denn es drohe im Abendlande der römischen
Kirche noch Gefahr; und ihm komme es zu für das Wohl
der ganzen Christenheit zu wachen, nicht persönlich einzel¬
ne Unternehmungen zu vollbringen." Er ernannte den Bi¬
schof Ademar von Puy zu seinem Stellvertreter bey dem
heiligen Zuge.
Hingegen fand sich in vielen Fürsten das Geschick
und die Neigung, ihre ansehnlichen, bisher durch Gesetze
eingeschränkten Kräfte für das heilige Unternehmen mit
freyer Thätigkeit zu verwenden. Vor allen verdient Er¬
wähnung G o tt fried, nach dem Stammschlosse seines Hau¬
ses, von B o u i l l o n genannt. Seine Aeltern waren Eusta-
thius, Graf zu Voulogne, und die h. Zda, die Schwester
des Herzogs Gottfried von Lothringen. Dieser nahm sei¬
nen Neffen, der durch weibliche Verwandtschaft Karln
den Großen unter seinen Ahnen zählte, an Kindes statt
an, und hinterließ ihm, als er selber in Antwerpen er¬
mordet wurde, alles eigene Gut. Sobald Gottfried her¬
angewachsen war, hielt er sich zu Kaiser Heinrich IV.,
und gewann binnen kurzer Zeit so allgemeine Achtung,
daß man ihm als dem Würdigsten in der entscheidenden
Schlacht wider den Gegenkönig Rudolph die Neichsfahne
anvertraute. Diesem Vertrauen entsprechend, drang er
(15. Okt. 1080) kühn voraus in das feindliche Heer, und
stieß Rudolphen den Schaft seines Banners so tief in die
Brust, daß er wenige Tage nachher in Merseburg starb.
Später begleitete Gottfried den Kaiser auf dem Zuge
nach Italien, und erstieg zuerst die Mauern Roms. So
treue Dienste belohnte Heinrich zunächst durch Ertheilung
der Mark Antwerpen, dann im Jahre 1084 durch Ueber-
laffung des Herzogthums Lothringen. Bald darauf gc-
rieth Gottfried wegen beträchtlicher Besitzungen in Streit
mit einem vornehmen ihm verwandten Edeln. Die Rich¬
ter erkannten auf den Zweykampf, welchen der Herzog,