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barte Quellen von den Saracenen verschüttet oder zer¬
stört. Zn Schläuchen und auf Lastthieren mußten,die
Wallfahrer das Trinkwasser an sechs Meilen weit herbey-
holen, und wurden dabey oft und gefährlich von den auf¬
lauernden Arabern beunruhigt. Niemahls aber reichte das
so weit herbeygeschaffte Wasser für den Bedarf des Hee¬
res; man verkaufte es zu hohen Preisen, man stritt und
schlug sich über den Besitz und die Reihe des Schöpfens.
Zuerst stürzten deßhalb die Pferde und andere Lastthiere in
großer Zahl verschmachtet zu Boden, und ein anstecken¬
der Gestank erfüllte die ganze Gegend; später erlagen
auch die Menschen, weil sie nirgends Schatten gegen die
stechende Sonne fanden, nirgends Schutz wider die glü¬
henden Südwinde. Immer erzeugten leichte Wölkchen die
Hoffnung des Regens, und immer wurde man getäuscht.
Da suchten die Pilger sich in die kühle Erde einzugraben,
und legten frische Erdschollen auf ihre Brust; aber bald
hatte die Hitze auch jene durchdrungen. Sie tranken hier¬
auf Blut und leckten den feuchten Niederschlag von den
Steinen; allein diese widerliche Hülfe reitzte und erhöhte
fast noch das Bedürfniß. Schrecklicher erschien der Durst
vor Jerusalem, als der Hunger vor Antiochien. Deßhalb
eilten viele zum Jordan oder flohen gen Joppe, gewöhn¬
lich aber erlagen sie den Nachstellungen der Türken. An¬
dere, wehmüthig klagend, daß sie weder ihre Heimath wie¬
dersehen, noch, so nahe dem Ziele, Jerusalem betreten
sollten, näherten sich den Mauern der heiligen Stadt, um
diese wenigstens zu küssen; allein nicht selten wurden sie
von den Steinen zerschmettert, welche die Saracenen auf
sie herabwarfen. Zn dieser Zeit der äußersten Vedräng-
niß traf die erfreuliche Nachricht ein, daß in dem Hafen
von Joppe eine Genuesische, mit Lebensmitteln, Wein und
andern Gütern beladene Flotte gelandet sey, und dieMann-
schaft sich mit den Franken vereinigen wolle. Sogleich
befahl man, daß Raimund Piletus, aus dem Heere des
Grafen Toulouse, mit etwa 80 Reitern und einer verhält-