Full text: [Theil 2, Abth. 4] (Theil 2, Abth. 4)

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barte Quellen von den Saracenen verschüttet oder zer¬ 
stört. Zn Schläuchen und auf Lastthieren mußten,die 
Wallfahrer das Trinkwasser an sechs Meilen weit herbey- 
holen, und wurden dabey oft und gefährlich von den auf¬ 
lauernden Arabern beunruhigt. Niemahls aber reichte das 
so weit herbeygeschaffte Wasser für den Bedarf des Hee¬ 
res; man verkaufte es zu hohen Preisen, man stritt und 
schlug sich über den Besitz und die Reihe des Schöpfens. 
Zuerst stürzten deßhalb die Pferde und andere Lastthiere in 
großer Zahl verschmachtet zu Boden, und ein anstecken¬ 
der Gestank erfüllte die ganze Gegend; später erlagen 
auch die Menschen, weil sie nirgends Schatten gegen die 
stechende Sonne fanden, nirgends Schutz wider die glü¬ 
henden Südwinde. Immer erzeugten leichte Wölkchen die 
Hoffnung des Regens, und immer wurde man getäuscht. 
Da suchten die Pilger sich in die kühle Erde einzugraben, 
und legten frische Erdschollen auf ihre Brust; aber bald 
hatte die Hitze auch jene durchdrungen. Sie tranken hier¬ 
auf Blut und leckten den feuchten Niederschlag von den 
Steinen; allein diese widerliche Hülfe reitzte und erhöhte 
fast noch das Bedürfniß. Schrecklicher erschien der Durst 
vor Jerusalem, als der Hunger vor Antiochien. Deßhalb 
eilten viele zum Jordan oder flohen gen Joppe, gewöhn¬ 
lich aber erlagen sie den Nachstellungen der Türken. An¬ 
dere, wehmüthig klagend, daß sie weder ihre Heimath wie¬ 
dersehen, noch, so nahe dem Ziele, Jerusalem betreten 
sollten, näherten sich den Mauern der heiligen Stadt, um 
diese wenigstens zu küssen; allein nicht selten wurden sie 
von den Steinen zerschmettert, welche die Saracenen auf 
sie herabwarfen. Zn dieser Zeit der äußersten Vedräng- 
niß traf die erfreuliche Nachricht ein, daß in dem Hafen 
von Joppe eine Genuesische, mit Lebensmitteln, Wein und 
andern Gütern beladene Flotte gelandet sey, und dieMann- 
schaft sich mit den Franken vereinigen wolle. Sogleich 
befahl man, daß Raimund Piletus, aus dem Heere des 
Grafen Toulouse, mit etwa 80 Reitern und einer verhält-
	        
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