49
Sünde einen Kreuzzug. Daher als Bernhard auf einer
ungemein zahlreichen Versammlung zu Vezelay in Bur¬
gund (Ostern 1146) alle Gegenwärtige so begeisterte und
fortriß, daß die von ihm schon mitgebrachten und in Masse
ausgestreuten Kreuze nicht hinreichten, und er selbst sein
Kleid zerschneiden mußte, um den Andrang zu befriedi¬
gen, nahm auch der König, und mit ihm seine Gemah¬
linn, sein Bruder, viele Grafen, Bischöfe und Edle das
Kreuz.
Langsamer ging es bey Kaiser Konrad III. Einge¬
denk der Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens und
der in Deutschland ihm obliegenden Pflichten und Lasten,
hatte er keine Neigung, einen Kreuzzug anzutreten, und
erwiederte in Frankfurt auf die ersten Antrage Bernhards:
er wolle sich vorher mit den Fürsten darüber berathen.
Hiedurch keineswegs abgeschreckt, sprach Bernhard aufdem
Reichstage in Speyer nur desto eifriger zu den in der
Kirche versammelten Fürsten und Prälaten, und stellte
insbesondere dem Könige mit höchstem Nachdrucke vor:
„er werde nicht im Stande seyn, am jüngsten Tage nach¬
zuweisen, daß er seine Pflicht gethan habe;" woraufKon-
rad, tief erschüttert, die begeisterte Rede des heiligen
Mannes unterbrach und laut ausrief: „Ich erkenne den
Willen und die Gnade Gottes, er soll mich nicht undank¬
bar finden." Mit ihm nahmen das Kreuz Friedrich sein
Neffe, der nachmahlige Kaiser, die Herzoge von Baiern,
Lothringen, Oesterreich und Böhmen, die Markgrafen von
Steyermark und Karnthen, die Bischöfe von Bremen, Re-
gensburg, Freysingen, Passau, Zeiz, so wie unzählige
andere Geistliche und Edle.
Nachdem Konrad noch die Haltung des Landfriedens
vorgeschrieben und die Wahl seines Sohnes Heinrich zum
Könige durchgesetzt hatte, sammelte sich das Heer mit dem
Frühlinge des Jahres 1147 im südlichen Deutschlands,
und eilte die Donau abwärts nach Ungarn. Denn un-
W, mittlere Geschichte, IV. Heft. Z)