Full text: [Theil 2, Abth. 4] (Theil 2, Abth. 4)

bitt lebte, erkannte Saladin noch einige Abhängigkeit von 
ihm als seinein Wohlthäter und dein Urheber seines Glücks. 
Auch den Nahmen seines Sohnes, eines Kindes von 11 
Jahren, ließ er Anfangs noch in den Moscheen ausrufen; 
da diesen aber seine Jugend der Verachtung seiner Nach¬ 
barn preis stellte, so entschloß er sich, auch Syrien zu 
seinem Reiche zu schlagen. ZmIahre 1174 nahm er ihm 
Damascus und Emesa; 1175 griff er Aleppo an, das 
ihm zwar jetzt noch durch die Tapferkeit seiner Einwohner 
glücklich widerstand, aber bey dem zweyten Angriff 1183 
in die Hände fiel. Aegypten und Syrien waren nun sein 
Reich; während diese Länder ihn beschäftigten, drangen 
seine Heere in das glückliche und steinigte Arabien, nach 
Barca, Tunis und Tripolis, und machten für ihn Ero- 
Gesellschaft, nie wurden zweydeutige Reden gehört. Wis¬ 
senschaftliche Beschäftigungen galten ihm für Erholung, 
kein Gelehrter ward von ihm abgewiesen, keiner entlas¬ 
sen, ohne ein Geschenk empfangen zu haben. Oft ließ er 
sich geistliche oder weltliche Geschichten vorlesen, und die 
Darstellung großer gewaltiger Thaten bewegte ihn nicht 
minder zu Thränen, als Erzählungen von einfachen, die 
Theilnahme ansprechenden Begebenheiten. Ohne Zicrerey 
verstattete er seinen Gefühlen freyen Lauf; selten aber 
übermannte ihn der Zorn, nie verließ ihn in ungünstigen 
Lagen die Heiterkeit und Fassung, nie in Krankheiten die 
Geduld. Nur Verläumder konnten ihn heftiger aufreihen. 
Sein Geist zeigte sich weit erhaben über die bloße Leiden¬ 
schaft des Besitzes, und größer als die Unbescheidenheit 
der Fordernden war seine Neigung zum Bewilligen. Er 
wußte, daß die Ouellen reichlich stoßen, und gab 
nicht minder bey geleerten, als bey gefüllter Schatzkam¬ 
mer; weßhalb die Schatzmeister oft heimlich Summen zu 
außerordentlichen Ausgaben zurücklegten. Betrogen ihn 
jene, so verloren sie zwar ihre Stellen, erhielten aber 
keine weitere Strafe; denn Geldgier erschien dem Sultan 
so allgemein, als gemein.« Raumer "Geschichte der Ho¬ 
henstaufen und ihrer Zeit.« Vd. II. S. 363 u. 504.
	        
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