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Römische Geschichte.
Erster Zeitraum- Rom unter Königen. 754 —510’).
Rom ist noch der Volks, und Dichtersage, in welcher seine
älteste Geschichte überliefert wurde, 754 von den Enkeln Numi,
tor's, Königs der latinischen Stadt Alba longa, Romulus
und Remus, auf dem palatiniscken Hügel gegründet worden;
ersterer erschlug den Bruder, wählte sich einen Senat von hun,
dert Männern und cröffncte ein Asyl für Landesflüchtige. Der
Raub von Jungfrauen benachbarter Völker am Consualienfeste
veranlaßte Krieg mit diesen, namentlich mit den Sabinern,
welche endlich, mit den Römern durch ihre Töchter versöhnt und
vereinigt, sich auf dem capitolinischen Hügel niederließcn; ihr
König Titus Tatius wurde Mitkönig des Romulus, wurde aber
bald ermordet; auch Romulus verschwand, nachdem er noch in
andern Kämpfen sich als kriegerischen Staatsgründer gezeigt hatte,
wahrend eines Unwetters und wurde als Gott Quirinus ver,
ehrt. Nach einjähriger senatorischer Zwischenregierung wurde
der weise und fromme Sabiner Numa Pompilius (716 —
673) zum Könige gewählt, welcher durch Einführung der Pon,
tifices, Auguren, Flamines und der vestalischen Jungfrauen und
namentlich Musik und Orchestik, war <rtiß mir dem Götkcrdienst« verbunden;
der Gladiatorenkamps war ihnen eigenthümlich; ihre Architektur, welche be»
sonders in regelmäßigen kolossalen Stadtmauern sich zeigt, verrälh Mangel
an Schönheitssinn; im Tempelbau wurden sie Nachahmer der Griechen, de,
reu Sage, Dichtung und Kunst überhaupt vielfachen Einfluß aus sie geübt
hat. Ausgezeichnet waren sie dagegen in Thonarbeitcn (Gefäßen, Reliefs
und Statuen), im Erzguß und in andern Arbeiten in Gold, Silber und
Elfenbein. Die Malerei übten sie in Wandgemälden als selbständige Kunst.
Ihre ?ita,rtti;v war beschränkt, ihre Poesie bestand nur in gottesdienstlichen
Liedern und in Fescenninen (launigen Verhöhnungen in Wechselversen). Be»
schränkt im Norden durch die Galtier, im Süden durch die samnirischen Cam-
paner, verloren die Etrusker durch Schwelgerei, Mangel eines zahlreichen
freien Volkes und Rom'ö lleberlegenheit ihre Selbständigkeit. — Länger be¬
wahrten mehrere sabinische Völker, namentlich die Samniter und Marfer,
ihre volksthüniliche Tapferkeit, Frcihettsliebe und Genügsamkeit, jedoch wurden
sie durch den Mangel einer cngcrn Verbindung unter sich geschwächt.
Quellen: Livius 1. Dionys, von Halicarn. römische Archäolo¬
gie. I — IV. Plut.'s Romulus und Numa, und einzelne zerstreute Noti¬
zen. — Niebuhr I. WachSinuth, ältere Geschichte des römische» SraatS.
1819.